: Wettstreit der Schularten
Nach Angaben von Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD) sind die umstrittenen Regionalschulen kein Flop. Trotzdem liegen die Gemeinschaftsschulen bei den Anmeldezahlen vorne
Gemeinschaftsschule oder Regionalschule? Hinsichtlich des Anmeldeverhaltens spiele das keine eindeutige Rolle, sagt die Kieler Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD). „Nach den bisherigen Erfahrungen gehen die Eltern nach der Qualität einer Schule – unabhängig von der Schulart.“ So sei denn auch „keine eindeutige Tendenz festzustellen“, erklärte die Ministerin. „Die Mehrzahl der neuen Schulen kann wie geplant starten.“
Angesichts der Diskussionen der vergangenen Wochen ist das ein erstaunliches Ergebnis: In vielen Orten hatten die Regionalschulen es schwer, genug Anmeldungen zu sammeln, die Eltern drängten in die neuen Gemeinschaftsschulen. Am Montag relativierte die Ministerin: „Es gibt auch Regionalschulen, bei denen viel mehr Kinder angemeldet wurden, als aufgenommen werden konnten.“
Für das Schuljahr 2008/2009 hatte das Ministerium 91 Anträge von Schulen bearbeitet, die entweder Regional- oder Gemeinschaftsschulen werden wollten. Noch bis 2010 läuft in Schleswig-Holstein eine Übergangsfrist, in der sich heutige Haupt- und Realschulen für eine der beiden Arten entscheiden können – nach dem Stichtag werden die Schularten automatisch verschmolzen. In der Regel entstehen dadurch Regionalschulen, da eine Gemeinschaftsschule eine höhere Kinderzahl vorweisen muss.
Schulträger und vor allem Eltern bevorzugen zurzeit die Gemeinschaftsschulen: 50 Anträge für diesen Typ lagen vor, 41 für Regionalschulen. Zwölf Regional- und zwei Gemeinschaftsschulen konnten bisher nicht nachweisen, dass genug Kinder sie besuchen werden. Erdsiek-Rave erklärte: „Wir genehmigen nur diejenigen, von denen wir überzeugt sind, dass sie erfolgreich arbeiten können.“ Und das scheinen zurzeit eher die Gemeinschaftsschulen zu sein.
Weniger zurückhaltend als die Ministerin war ihr Parteifreund Detlef Buder. „Wir Sozialdemokraten freuen uns, dass die Nachfrage nach der Gemeinschaftsschule so hoch ist“, sagte er. Auch Anke Spoorendonk, SSW, freute sich: „Die Eltern stimmen mit den Füßen ab, und sie wählen die Gemeinschaftsschulen.“ Karl-Martin Hentschel, Grüne, sagte: „Der Trend ist nicht zu stoppen.“ Damit aber drohten die Regionalschulen die neuen Restschulen zu werden, warnte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Matthias Heidn und riet der Landesregierung: „Wenn du merkst, dass du ein totes Pferd reitest, steig ab!“
Einen anderen Schluss zog der Bildungsexperte der Liberalen, Ekkehard Klug. Die neuen Schulen seien personell schlecht ausgestattet, Förderangebote seien daher gering. Klug schlug schon vergangene Woche vor, die Realschulen am Leben zu halten. est