: Westwärts im Weserstadion
■ Die Westkurve des Weserstadions wurde gestern eingeweiht / Sportsenator küßte Umweltsenatorin / Werder denkt schon weiter: an die baufällige Südkurve
Sekt und Häppchen gaben gestern mittag den leckeren Rahmen für die ganz und gar graue Einweihung der neuen Westkurve des Weserstadions: Grauer Himmel überspannte das betongraue Stadion, in das grauhaarige Herren in grauen Anzügen strömten: Die Westkurve ist nagelneu ausgebaut. Die neuen orange und roten Plastiksitze sind angenehme Farbtupfer. Drei Fahnen wehten im Winde - die deutsche, die Bremer und die Werderflagge.
„Kommt alle rein ins Zelt!“ Eine Stimme aus dem Hintergrund eröffnete den offiziellen Teil der Einweihung. Umweltsenatorin Eva-Maria Lemke-Schulte, auch für Stadtentwicklung zuständig, dankte allen Mitwirkenden, und mit Blick auf den Werder-Manager sprach sie die Hoffnung aus, daß sich die Einnahmesituation verbessere - „was auch von der Werder-Fußballmanschaft abhängt!“ Die Senatorin spielte deutlich auf die sinkenden Besucherzahlen an. Bedauernd, daß sie das schöne Bau-Projekt nur so kurz in ihren senatorischen Händen halten konnte, überreichte sie dem
Sport-Senator Volker Kröning den goldenen Schlüssel, das Hausherren-Symbol für den neuen Betonbau. Der dankte mit Küßchen und hoffte, daß nun mehr Sportinteressierte ins Stadion strömen - angesichts der 13 Millionen Mark Baukosten eine verständliche Hoffnung. Werder Bremen zahlt der Stadt Bremen für ihre Millionen-Investition nun zwanzig Jahre lang 175.000 Mark im Jahr, zusätzlich 25.000 Mark Jahrtesmiete für die Geschäftsräume.
Werder will mehr. Der Neubau der Westkurve ist nicht die einzige Maßnahme die ansteht: Die 60jährige Südkurve schreie ebenfalls nach Renovierung, denn dort würden die Zuschauer „im Regen stehen gelassen“, pochte Werder-Manager Willi Lemke auf die Fortführung der Arbeiten. Der Senat hatte in der Sommerpause beschlossen, daß nach der neuen Westkurve erstmal Pause sei. Senator Kröning hofft, schon früher als Mitte der 90er Jahre weiterbauen zu können. Er sucht nach einem neuen Finanzierungskonzept, in das die Privatwirtschaft miteinbezogen wird: unter der
Bedingung , daß keine privilegierten Zuschauerplätze entstünden und die Stadt nicht die Verfügungsgewalt über die Nutzung des Stadions verliere. Auch die Nutzer sollen bei der Finanzierung wohl mit eingespannt werden, allen voran Werder Bremen als Hauptnutzer.
Das Weserstadion soll kein Werderstadion sein: In Zukunft sollen auch mehr Musikveranstaltungen und andere neben den sportlichen Geschehnissen stattfinden: Schäferhundeschauen, aber auch Ausstellungen in den Innenräumen des Stadions. „Die Attraktivität des Stadions soll multifunktional werden!“ hat sich der Sportsenator vorgenommmen.
Heute weihen Bayern und Bremer die neuen Duschräume ein: zwar nüchtern in weißen Kacheln und werdergrünen Türzagen gehalten, aber mit einem wunderschönen Werderemblem aus Kacheln im Fliesenboden. Manager Willi Lemke gab sich optimistisch: „Jedenfalls über die neuen Umkleideräume werden sich die Bayern freuen können!“ Maren Böttcher/ Roswitha Bünje
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen