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Westtangente mit Trick

■ Verkehrsverwaltung plant Straße zwischen Sachsendamm und Yorckstraße für 50.000 Autos / Umweltverwltung überrascht

Die Verkehrsverwaltung versucht mit einem Trick, eine neue Hauptstraße zwischen Sachsendamm und Yorckstraße durchzusetzen: Von bis zu 50.000 Kraftfahrzeugen soll die Verbindung täglich genutzt werden, die auf der alten Trasse der Westtangente verläuft, heißt es in einem Papier der Verwaltung, das der taz vorliegt. Wie Referatsleiter Georg Müller auf Nachfrage einräumte, habe man die Nord-Süd-Straße aber „in ihrer Bedeutung heruntergestuft“. Der Effekt: Seitdem muß die vierspurige Straße in dem derzeit diskutierten Flächennutzungsplan, in dem neue Hauptstraßen dargestellt werden müssen, nicht mehr eingezeichnet werden.

Ein Verfahren, das in der Verwaltung für Stadtentwicklung auf Kritik stößt. Planer gingen bei einer derartigen Bedeutung von einer überörtlichen Hauptverkehrsstraße aus, sagte Sprecher Dolf Straub: „Ich glaube nicht, daß sich mit einer Landstraße durchgemogelt werden kann.“

Das Vorhaben hatte bereits in der vergangenen Woche bei einer verwaltungsinternen Runde zum Eklat geführt. Als bei dem Treffen zum „Wettbewerb Schöneberger Kreuz, Fernbahnhof Papestraße“ Mitarbeiter der von Senator Herwig Haase (CDU) geführten Verkehrsverwaltung das Schreiben aus der Tasche zogen, seien Vertreter der Stadtentwicklungsverwaltung, des Bezirks Schöneberg, Architekten sowie Sachverständige „wie vor den Kopf geschlagen“ gewesen, berichtete ein Insider. Der Vorsitzende habe die Sitzung sogar kurz unterbrechen müssen.

Straub bestätigte die „große Überraschung“, die das Papier ausgelöst hat. Im Rahmen des Wettbewerbsverfahrens sei die Nord-Süd-Straße zwischen Sachsendamm und Dudenstraße schließlich nur als Erschließungsstraße geplant. Und da zwischen Duden- und Yorckstraße entlang der S-Bahn- und Fernbahngleise ein Grün- und Erholungsstreifen geplant sei, widerspräche die Straße dem Flächennutzungsplan: Die Verkehrsbelastung wäre genauso hoch wie in der Straße Unter den Linden.

Die Zahl von etwa 50.000 Fahrzeugen täglich erklärte Tomas Spahn, Sprecher der Verkehrsverwaltung, mit der „städtebaulichen Entwicklung“ am Sachsendamm, neuen Gewerbebetrieben und dem Fernbahnhof Papestraße selbst. Eine Westtangente, wie in den 60er Jahren geplant, werde aber nicht realisiert. Im Unterschied zur Tangente endet die Nord-Süd-Straße an den Yorckbrücken und werde nicht zur Entlastungsstraße verlängert.

Die Baustadträtin des betroffenen Bezirks Schöneberg, Sabine Ritter (Grüne), bezeichnete die Pläne der Verkehrsverwaltung als „Salamitaktik“. Immer wieder werde versucht, die alte Westtangente durchzudrücken. Ritter befürchtet unter den Yorckbrücken schlimmere Verkehrsverhältnisse als heutzutage: „Noch nie konnte mir jemand beantworten, wie die Yorckstraße zusätzlich 25.000 Autos täglich verkraften soll.“ Dirk Wildt

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