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Wessen Interesse?

■ Zum Anschlag auf den Ministerialbeamten von Braunmühl

Der Anschlag auf Gerold von Braunmühl, zwei Tage vor der Bayernwahl, einen Tag vor der großen Friedensdemonstration in Hasselbach, wirft vor allem die Frage aus: Wer kann ein Interesse daran haben, einen sicher zu den politisch aufgeschlosseneren zählenden Ministerialbeamten zu töten? Und welches Interesse könnte das sein? Angetreten war die RAF, Spannungen in den Block der Herrschenden hineinzutragen, Konflikte zu verschärfen. Das Ergebnis dieses Attentats wird das Gegenteil sein: Der Block wird zusammengeschweißt, die Mentalität des „dieses galt uns allen“ wird sich durchsetzen. Profitieren können dagegen die Scharfmacher um Strauß, Zimmermann und Rebmann: sie haben die für sie günstige Gelegenheit genutzt, um die Mobilmachung gegen den „Terrorismus“ zu fordern und damit vor allem dessen sogenanntes „militantes Umfeld“ ins Visier zu nehmen: die militanten Gruppen des Anti–AKW–Widerstands, die Autonomen, die radikale Linke insgesamt. Wie nach dem Mord an dem US–Soldaten Pimental liegt es deshalb auch jetzt vor allem im Interesse der Linken, der RAF klar zu machen, daß ihre Anschläge radikale Politikansätze völlig diskreditieren. Mord ist, das sei vorausgeschickt, kein Mittel der Politik. Der Anschlag am Freitagabend hatte zudem noch ein Opfer, das erschreckend pragmatisch und beliebig ausgewählt scheint: einen Ministerialdirektor ohne Polizeischutz zu erschießen ist weniger riskant und leichter durchzuführen, als dessen Minister oder Staatssekretär zu treffen. Bemerkenswert ist, daß die RAF sich derzeit fast exakt so verhält, wie Bundesanwaltschaft und BKA vor Beginn dieser Anschlagserie prophezeiten: Die Anschläge begannen kurz nach den Ankündigungen, sie werden tatsächlich kaum noch politisch–strategisch begründet. Daß die RAF ihre Opfer mittlerweile auch im zweiten und dritten Glied sucht, die Überlegung, wie ein Anschlag zu vermitteln sein könnte nur noch eine untergeordnete Rolle zu spielen scheint läßt Erinnerungen an die letzte Zeit der Roten Brigaden in Italien aufkommen: kurz vor dem endgültigen Aus, teilweise bereits von den Sicherheitsdiensten inflitriert, zielte sie auch vor allem auf Staatsanwälte, Richter und Polizisten in den unteren Etagen des Apparats. Oliver Tolmein

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