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Archiv-Artikel

Wer’s glaubt, wird selig

betr.: „Im Kreuzfeuer“, taz vom 5. 5. 06

MTV politisiert Popetown – Wer’s glaubt, wird selig.

Der Popetown Themenabend war durch die Wahl der Teilnehmer, einen Pro-Popetown-Beitrag (kein Beitrag mit Gegendarstellung) und einseitig gesteuerte Fragen nicht objektiv. Muss er auch nicht. Eine subjektive Darstellung aus MTV-Sicht ist grundsätzlich legitim. Aber warum musste Moderator Markus Kavka einen „neutralen“ Anchorman im öffentlich-rechtlichen Look spielen, während Smudo und weitere Popetown-Befürworter für MTV sprechen sollten? Konnte Markus nicht selbst seinen Arbeitgeber direkt vertreten? Der nette Versuch, die Sendung als objektiv zu verkaufen, war eher peinlich und lag journalistisch auf unterstem Niveau.

Bereits vor Wochen erwog MTV, Popetown abzusetzen, da die werbetreibende Industrie kein Interesse an Werbezeiten im Umfeld der Serie zeigte. Werbung hat Vorrang. Warum wird nun so getan, als ob sich MTV plötzlich für die Meinung von Zuschauern und Kirchenvertretern interessiert, wenn längst bekannt ist, dass es nur darum geht, die abtrünnigen Werbepartner zu beruhigen?

Die Sendung war ein perfektes Ablenkungsmanöver, um noch einmal gute Quoten, ein pseudoengagiertes Image und vor allem Medienpräsenz zu gewinnen. Genauso wie MTV mit einer preiswerten, provokativen Printanzeige eine große bundesweite Kampagne auf Kosten von Presse und Kirche gestartet hatte, war auch diese Pseudodiskussionsshow ein erfolgreicher Marketingevent. Gratulation an die PR-Abteilung. NADJA JANSEN, Berlin