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Archiv-Artikel

Werbemüll im Posteingang

betr.: „Spam happens“, taz vom 23. 3. 04

Der Kommentar von Judith Luig lässt mich zwiegespalten zurück: Zum einen hat sie natürlich Recht, wenn sie die Wirksamkeit eines nationalen Gesetzes gegen Spam bzw. UBE/UCE bezweifelt. Zum anderen sind die angeführten Vergleiche falsch: Für den Empfang von Fernsehwerbung entstehen mir erst mal keine direkten Kosten, sie sind Teil des „Deals“, den ich bei Nutzung von Privatsendern eingegangen bin. Auch bei Postwurfsendungen zahle ich nicht für den Empfang! Sowohl Fernsehwerbung wie auch Postwurfsendungen haben für mich als Verbraucher den Vorteil, dass sie für den Versender wesentlich teurer sind als für mich als Empfänger, sodass der Versender daran interessiert ist, seine Werbung effizient zu verteilen. Bei UBE/UCE hingegen sind die Kosten zu Ungunsten des Empfängers verteilt: Massenmailings kosten fast nichts, ein effizienter Einsatz dieses Mittels muss also nicht gesichert sein – bereits geringes positives Feedback kann einen Spamrun lohnend werden lassen.

Des Weiteren kostet mich Spam, der im Umfang von 200 bis 300 Stück pro Tag bei mir eingeht, wesentlich mehr als einige Sekunden pro Tag, obwohl die meiste Arbeit bereits von Filtern erledigt wird und ich lediglich überprüfen muss, ob false positives auftraten.

Von einer sinnvollen (Confirmed-Opt-In als Stichwort) gesetzlichen Regelung würde ich mir persönlich hauptsächlich weitergehende Rechtssicherheit erhoffen und vielleicht eine abschreckende Wirkung, die dann wenigstens auf in Deutschland ansässige (Neu-)Spammer oder nicht ganz seriöse Onlinemarketing-Agenturen wirkt. STEPHAN ROSENKE, Saarbrücken

Frau Luig hat dem Anschein nach gar keine Erfahrungen mit Spammail; vermutlich, da ihre E-Mail-Adresse nicht öffentlich im WWW einsehbar ist. Deshalb als Beispiel meine Zahlen: Ich bekomme auf meine E-Mail-Adresse (Angabe im WWW gesetzlich vorgeschrieben) pro Tag ca. 120 bis 160 E-Mails, von denen nur rund 10 wirklich für mich sind. Der Rest: Werbemüll, dessen Durchsehen mich mehr als die von Frau Luig herbeihalluzinierten 10 Sekunden kostet. Insofern ist der Vergleich mit Pizzadienst-Flyern natürlich völlig daneben: Ich glaube nicht, dass Frau Luig jemals 150 Werbezettel in ihrem Briefkasten liegen haben wird, und das Tag für Tag für Tag!

Natürlich ist eine Mail-Filterung technisch machbar, aber die ist, entgegen den Vorstellungen der Kommentatorin, weder von der Arbeitszeit noch vom Geld her kostenlos. Derzeit sind 50 Prozent aller Mails Spam, im nächsten Jahr werden es den Schätzungen nach 70 Prozent sein: Hier wird ein komplettes Medium durch Reklamemüll zerstört werden. MARTIN HOEFS, Siegburg