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Wer stoppt diesen Herrn?

■ betr.: „4.000 Mercedes-Sterne we niger“, taz vom 2.10. 96

Schrempps Vorgänger Reuter galt als Visionär, als der beste Manager Deutschlands. Vor seinem Ruhestand wurde bekannt, daß bei Daimler hohe Millionenbeträge in den Sand gesetzt wurden.

Und Schrempp? Er gilt als Macher. Doch seit er die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall kürzen will, ist er nach meinem Verständnis bis auf weiteres ein „Pistolero“. Wer stoppt diesen Herrn, wenn nicht die Belegschaft und eine kritische Presse?! Erich Spöhrer, Herrenberg

In der taz werden die Bremer Arbeitskämpfe gegen die Lohnkürzung bei Krankheit etwas stiefmütterlich behandelt.

Wie in den anderen deutschen Mercedes-Betrieben handeln die Kollegen spontan und ohne Gewerkschaftsaufruf (kriegen natürlich auch keinen Lohn für die nicht gearbeiteten Stunden). Dennoch ist die IG-Metall-Führung natürlich dabei, geradezu mustergültig die kämpferische Rede des IG- Metall-Bevollmächtigten Manfred Muster auf dem Hemelinger Marktplatz: „Unsere Tarife sind juristisch wasserdicht, die Arbeitgeber begehen Rechtsbruch. Wer Tarife bricht, beginnt den Klassenkampf.“

Jürgen Schrempp, Hardliner im Daimler-Vorstand, wird zum personifizierten Klassengegner: „Herr Jürgen Schrempp als Ritterkreuzträger der deutschen Industrie will den Katastrophenkurs durchsetzen.“ Besonders viel Beifall erhält Manfred Muster für den Satz: „Wer mit dem Teufel (Schrempp) Suppe essen will, muß einen langen Löffel haben.“

Diesen langen Atem zu Widerstand scheinen nicht nur die Mercedes-Lohnabhängigen zu haben, denn auch MitarbeiterInnen von Dasa, STN-Atlas Elektronik, Loyd Dynamo und Atlas Weyhausen beteiligen sich an den Streiks und Demonstrationen. Es ist zu hoffen, daß „Empörung, Wut, Protest, Widerstand“ – so die Schlagzeile des 355. Infoblattes der „Kollegen von Daimler informieren“ – mal endlich der Kohl-Regierung und den Kapitalisten einen vor den Koffer scheißt! Ernst Busche, Bremen

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