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Wer steckte Hühner-„KZ“ an?

■ TierschützerInnen streiten über Militanz

Osnabrück Einen Tag nach dem Großfeuer auf dem Firmengelände des umstrittenen „Hühnerbarons“ Anton Pohlmann in Gehrde bei Osnabrück hat die Polizei noch keine heiße Spur. Vermutlich hätten militante Tierschützer das Feuer gelegt, bei dem am Sonntag morgen ein Sachschaden zwischen 15 und 20 Millionen Mark entstanden war. Die Brandursache sei jedoch noch nicht eindeutig geklärt, berichtet ein Polizeisprecher.

Unterdessen haben Tierschützer radikaleres Vorgehen als bisher angekündigt. Unterschriftenaktionen, Mahnwachen und andere friedliche Proteste hätten nichts an der „grausamen“ Massentierhaltung geändert, sagte der Sprecher des Bundesverbandes der Tierbefreier, Markus Schaak. „Die Geduld wurde sehr strapaziert und geht nun zu Ende.“ Bundesweit gibt es nach seiner Einschätzung 300 bis 500 Aktivisten, die zur Anwendung von „Gewalt gegen Sachen“ bereit seien. Gefährdet seien alle „Schlüsselstellen“ – vom Schlachthof bis zum Partyservice.

Zweifel an der Existenz sogenannter militanter Tierrechtler äußerte unterdessen der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Wolfgang Apel. „Die angeblich radikale Szene wird hochgespielt, sobald wieder irgendwo ein Hochsitz angesägt wird“, sagte Apel. Gewalt beim Tierschutz sei „kontraproduktiv“ und verspiele Sympathien in der Öffentlichkeit. Auch im Fall Pohlmann sei nicht geklärt, ob das Feuer von Tierschützern gelegt wurde, sagte Apel.

Durch die Flammen waren fünf derzeit leerstehende Ställe zerstört worden. Auf die Betonwand eines Nachbargebäudes hatten Unbekannte mit roter Farbe „Feuer und Flamme für Tier KZ's, TBF“ geschrieben. Das Kürzel „TBF“ steht laut Polizei offenbar für Tierbefreiungsfront.

Der „Bundesverband der Tierbefreierinnen“ geht nach eigenen Angaben davon aus, daß die Täter dieselben sind, die im Mai auf einer Geflügelfarm bei Selm/Nordrhein-Westfalen einen Brandanschlag verübten. Dafür gebe es deutliche Hinweise. Ein Bekenntnis liege im aktuellen Fall noch nicht vor.

Die Staatsanwaltschaft hatte bis vergangene Woche wegen Verstoßes gegen den Tierschutz ermittelt, das Verfahren gegen Anton Pohlmann wegen des qualvollen Todes von mindestens 60.000 Legehennen in Ankum jedoch mangels Tatverdachts eingestellt. Neu eingeleitet worden ist jedoch in diesem Fall ein Verfahren gegen Pohlmann-Sohn Christoph. dpa

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