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Wer jetzt tankt, ist selber schuld Flaute auf dem Kapitalmarkt

Berlin (taz/dpa/ap/adn) — Benzin und Diesel wird, kündigten gestern die Ölkonzerne an, erneut um rund drei Pfennig teurer. Schlangen vor den Tankstellen wurden aber gestern nicht gemeldet. Auch Heizöl hat kräftig zugelegt — zur Freude der Händler sorgt das Hamsterbedürnis dafür, daß selbst Leute mit halbvollem Heizöltank zu Preisen deutlich über dem derzeitigen Durchschnitt einkaufen. Und wenn den dummen Deutschen auch noch allerhand zuzutrauen ist — so bescheuert, daß sie jetzt auch noch Lebensmittel horten würden, sind sie nach Angaben des Einzelhandelsverbandes jedenfalls derzeit noch nicht.

Von einer Ausnahme abgesehen, herrschte auch auf den internationalen Kapital- und Rohstoffmärkten Flaute. Nur in Japan gab es noch den kräftigen Vorkriegs-Kurssturz, den fast alle anderen Börsen bereits vorgestern verzeichnet hatten — wegen eines Feiertages hatten die Tokioter Dealer zu Hause bleiben müssen. Gestern nun ging dort der Nikkei- Aktienindex um 3,3 Prozent in den Keller und endete mit minus 770,53 bei 22.442,70 Punkten. Zuvor war aber der New Yorker Dow-Jones- Index — bei geringen Umsätzen — bereits wieder um winzige 6,68 auf 2.490,59 Punkte gestiegen. Der Frankfurter DAX und der Londoner FT-100 gaben um weniger als 0,1 Prozent nach und schlossen mit 1.322,68 bzw. 2.053 Punkten. Kursstürze werden weiterhin erst mit Kriegsbeginn erwartet.

„Lachhaft“ niedriges Geschäftsvolumen meldeten auch die Geldhändler: Der Dollar endete in Frankfurt mit 1,5430 nach 1,5422 DM am Vortag, nachdem er in Tokio um 1,00 auf 136,35 Yen angezogen hatte. Das Pfund wurde in Frankfurt mit 2,9420 DM, 100 Schweizer Franken mit 119,85 DM gehandelt. Nur Gold legte, wie weithin erwartet wurde, um 5,70 auf 403,70 Dollar je Feinunze zu. Bei den Käufern scheint es sich aber nicht um die wenigen Berufsspekulanten, sondern um viele kleine Amateure zu handeln. Und Öl? Dort tat sich ebenfalls kaum etwas. Geringfügig zog der Preis für ein Barrel Nordsee-Brent am Mittwochmorgen von 28,95 auf 29,35 Dollar an.

Zynismus gehört zum Krieg: Ein Erfolg nach wenigen Wochen würde die US-Wirtschaft aus der derzeitigen Rezession führen, glauben die meisten US-Wirtschaftsexperten. Ein langer Konflikt hätte hingegen fast unübersehbare negative Konsequenzen. Auf zwei Milliarden Dollar pro Tag schätzt der frühere US-Vizeverteidigungsminister Korb die Kosten allein für die Verluste an Rüstungsmaterial bei einem Golfkrieg. Dagegen veranschlagt das Pentagon die Kosten für 1991 — ohne Krieg — auf 30 Milliarden Dollar. Deshalb werden die US-Forderungen über zusätzliche Finanzbeiträge der Verbündeten immer lauter. Als ob dank der bisher gezahlten Hilfsgelder die Stationierung bis vor kurzem nicht ein Gewinngeschäft für den US- Haushalt gewesen sei. Dietmar Bartz

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