■ Zur Person: Wer ist Baltes?
„Es ist immer blöd, wenn man nicht weiß: Wer ist das eigentlich“, meinte der CDU-Versammlungsleiter Jörg Jäger auf der Stadtbezirksversammlung Mitte seiner Partei. Er solle sich doch einmal vorstellen, der Gast. „Prof. Baltes, 51 Jahre“, sagte der Mann. Der Unbekannte ist Staatsrat des Bauressorts seit einem halben Jahr, eigentlich sei er Jurist und Hochschullehrer, aber seit Jahren Funktionär und politischer Beamter. 1991 ging er nach Sachsen-Anhalt – „Ich habe da das Ministerium für Wohnungsbau aufgebaut“ – dann wollte er weg, nachdem die CDU die Macht verloren hatte.
Es sei „zu wenig bekannt, daß es 3 Staatsräte von der CDU gibt“, meinte Baltes, das sei eine „Schiene, die man mehr nutzen kann“. Der CDU-Stadtbezirk Mitte wollte. Baltes war geladen, etwas über die Innenstadtentwicklung erzählen. „Die Stadtentwicklung entwickelt sich nicht von sich selbst“, plauderte er die Philosophie seines Hauses aus. In der von der Ampel-Zeit geprägten Behörde frage er immer, „ist das nur neu geschrieben oder gibt es da neue Ansätze?“ Und dann wurde es richtig konkret: Bahnhofspassage? „Ist etwas schwieriger“ mit der Bahn-AG. Börsenhof? „Da sind wir gerade in Verhandlungen.“ Martinistraße? Boulevard, einspurige Fahrbahnen steht in der Koalitionsvereinbarung. „Man muß sehr vorsichtig an diese Dinge herangehen.“ Erlebnisraum Innenstadt? „Reduzierung unnötiger Verkehrsbelastungen“ ist angesagt. Die Touristen bleiben nur einen Tag – „wir müssen, sage ich mal, ganz hervorragende Architekten engagieren, die die entsprechenden Highlights schaffen“, da sind „weitere Überlegungen errforderlich“. Wohnungsbau? „Wir müssen die lagegunst an der Weser mehr nutzen“, Stadt am Fluß sei das wichtige Stichwort.
„Herr Professor, ich hätte da mal eine Frage...“ interessieren sich einzelne der Mitglieder für Details. Wird die „Altstadt“ an der Schlachte neu erstehen? Der Staatsrat weiß ausgerechnet dies nicht aus dem Kopf, aber klar ist: „Wir müssen auch dem Normalkunden etwas bieten“, nicht nur teure Highlights. „Das ist das entscheidende, daß das Geld hierbleibt.“ Nicken im CDU-Stadtkreis. „Ich meine, wir sind auf einem guten Wege.“ Und schließlich: „Ich halte nichts von einer Stadtentwicklung, die ohne die Beteiligung der Bürger passiert.“ Und, als wäre der Staatsrat die letzten Wochen in Urlaub fern von Bremen gewesen: „Wir müssen wieder dazu kommen, daß wir wieder Planungssicherheit haben.“
Nachfrage, was denn nun an „neuen Ansätzen“ da sei im Verhältnis zu dem, was die sowieso Ampel geplant hat? So auf Anhieb fällt dem CDU-Staatsrat nichts ein. Und dann doch: Das Fahrrad-Parkhaus am Bahnhof, das zu Ampel-Zeiten geplant worden ist. Da werde man noch einmal genau fragen, ob das wirklich nötig sei. K.W.
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