: Wer gewinnt die Wette?
■ betr.: „Ich sah die Greenpeace- Queen“, taz vom 9. 5. 97
Da ich fürchten muß, durch Wiglaf Drostes genialische Glosse unsterblich zu werden, bleibt mir nichts, als zu Lebzeiten Einspruch zu erheben. Zugleich biete ich Droste eine Wette an. Wenn er sie gewinnt, schenke ich ihm eine Faksimileausgabe der Fackel von Karl Kraus. Der hat nie aus dem Gedächtnis zitiert. Wiglaf Droste muß, um seine Wette zu gewinnen, nur belegen, was er behauptet. Also: „Publizisten etwa, die während des Krieges nicht nach der Bombardierung Serbiens schrien, wurden in der Kommune als ,Serbenliebchen‘ hingehängt: Gegner belegte der Herausgeber des Blattes, ein Herr Schmierer, gern mit der Bezeichnung ,Idiot‘, ohne seinen Leserinnen und Lesern dabei den Luxus eines Arguments zu gönnen.“ Wenn ihm der Beleg nicht gelingt – es geht nur um die Zitate –, wird er mit einem Geschenkabo der Kommune für ein Jahr bestraft. Das ist die Gegenwette. Einspruch ausgeschlossen.
Mein Taufname ist im übrigen so geheim nicht, daß er nicht korrekt als Hans-Gerhart (mit t statt d) entlarvt werden könnte. Das wirkliche Geheimnis, wie es also zu „Joscha“ kam, müßte Droste (über Wiglaf will ich gar nichts sagen) erst noch enthüllen. Fürs erste könnte er ein bißchen Dostojewski lesen. Um dieses einzige Geheimnis, zu dem ich es immerhin gebracht habe, aufzudecken, müßte Wiglaf allerdings ziemlich genau recherchieren. Ein kleiner Tip: Mit meiner öffentlichen Geschichte hat er nichts zu tun. Sie hätte mich beinahe wieder zum Taufnamen verdammt.
Mein von Droste vermuteter Geiz mag, sofern vorhanden, viele Gründe haben, auf keinen Fall aber eine Mitgliedschaft bei den Grünen. Die wollen bekanntlich Beitrag. So oder so bin ich entzückt, in der taz-Wahrheit über mich zu lesen, statt dort nur gelegentlich meine Meinung zu veröffentlichen. Wo sonst fände man so offenherzige Kollegen wie Wiglaf Droste, die ohne weiteres bezeugen, ihr alles anderes als unansehnliches Beobachtungsobjekt hätte die taz bald zur Seite gelegt und sich in der Kommune regelrecht festgelesen. Vielleicht unverständlich, aber wahr. Sonst nichts. Die Wette gilt. Joscha Schmierer, Redakteur „Kommune“, Frankfurt
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