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Archiv-Artikel

urdrüs wahre kolumne Wer den Knüppel zu führen weiß!

Wer die FDP Hamburg zum Freund hat, muss sich keine Pappnase aufsetzen, um zum Clown zu werden. Wie der liberale Bundestagsabgeordnete Burkhard Müller-Sönksen dieser Tage pressemitteilt, „hat die FDP Hamburg beschlossen, dem Dalai Lama die Ehrenbürgerwürde zu verleihen“. Dabei können die beschließen, was sie wollen: Der Wähler hat sie schon vor vier Jahren aus der dafür zuständigen Bürgerschaft entfernt!

Wo immer auf öffentlichen Toiletten, in Kneipen oder auch an Verkehrsmasten (!) der Hinweis klebt: „Wer ficken will, muss freundlich sein!“, denke ich über die herzensguten Menschen nach, die sich mit diesem Appell an ihre Mitmenschen wenden, ohne dafür irgendeine unmittelbare Belohnung erwarten zu können. Diesen Spruch aber jetzt auf einem 20-Euro-Schein zu entdecken, der mir in einer Bremer Buchhandlung als Wechselgeld überreicht wurde, erschien mir doch als etwas ungewöhnlich, zumal die Verkäuferin standhaft leugnete, ihn persönlich dort notiert zu haben.

Mit den bar jeder Herzensbildung formulierten Worten „Ich halte es für völlig gerechtfertigt, mit unnachgiebiger Härte gegen solche Leute vorzugehen“, kommentierte 2005 der damalige Bremer Innensenator Thomas Röwekamp den Brechmitteltod des Flüchtlings Laya Condé im Polizeigewahrsam. Unlängst stellte Röwekamp sich auf dem CDU-Landesparteitag der Wahl zum neuen Vorsitzenden – man kürte ihn, und auch der liebe Gott machte das Podium nicht einstürzen. Der dabei anwesenden Christdemokratenheit dürfte es klar sein: Selbst DER HERR als guter Hirte hat ihre räudige Herde längst aufgegeben.

Nur zu gern würde ich der Partei „Die Friesen“ ja Hoffnung machen, dass sie beim niedersächsischen Staatsgerichtshof zu Bückeburg irgendeine Chance hat für ein Minderheitenprivileg bei der Prozenthürde für die Landtagswahlen – hingegen empfehle ich die Besinnung auf die alten friesischen Tugenden des anarchischen Widerstands. Nehmen wir nur die einst so beliebten freien Radios im nördlichen Nordwesten, wo niemand auf Zulassungen wartete, sondern zwischen Tee mit Kluntje und Gebäck und dem alten Plattenspieler einfach gesendet wurde – mit Reichweiten, die im Einzugsgebiet Private wie Öffentlich- Rechtliche problemlos überboten! Auch Klaus Störtebeker hat einst nicht gewartet, bis ihm die Pfeffersäcke und deren Landesherren Subventionen schickten: Friese ist, wer den Knüppel zu führen weiß! Und kommt die Bullizei, so sieht man sie doch schon drei Stunden vorher am Horizont auftauchen.

Bis zu fünfmal täglich erkundete ich mich via Internet nach Neuigkeiten über das Schicksal von Toto dem Känguru. Mit allem Verständnis für die Position jener, die Tierparks prinzipiell als Zwangsanstalten betrachten, wünschte ich mir doch um Totos Überleben willen das baldige Ende seines Freiheitstrips. Nun ist er wieder im Serengeti-Park, träumt vermutlich weiter von der großen Freiheit und ist hoffentlich doch nicht leichtfertig genug, den Mitbewohnern zu verschweigen, dass er in der kurzen Zeit fünf Kilo Gewicht eingebüßt hat. Vielleicht geht es ja für ihn und Seinesgleichen zuerst um die innere Freiheit – fast wie für uns, befürchtet ULRICH „Ratlos“ REINEKING

Die Meinung von ULRICH REINEKING, Journalist und Kabarettist, zur Freiheit für Kängurus ist nicht in Stein gemeißelt.