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...Wer Klavier spielt, hat Glück bei den Frauen...

■ 9.Frankfurter Musikmesse eröffnet / Konjunkturbarometer steigt ganz gemächlich

Frankfurt(taz) - Heute öffnet die 9.Frankfurter Musikmesse ihre Pforten. Erstmals können auch „einfache“ MusikfreundInnen sehen, hören und ausprobieren, was der Markt zu bieten hat. Die Messe ist am 12. und 13.März für das allgemeine Publikum geöffnet. Man kann an zahlreichen kostenlosen workshops teilnehmen oder Konzerte und Instrumentdemonstrationen besuchen. Mit rund 900 AusstellerInnen aus 38 Ländern auf einer (seit 1980 verdoppelten) Fläche von 72.000 qm rechnen Messeleitung und Hersteller mit einer großen BesucherInnenzahl. Die Vorstandsherren der Fachverbände - auf Nachfrage geben sie schmunzelnd zu, daß sie selbst musizieren - und der Messeleitung plauderten bei einer Pressekonferenz über die konjunkturelle Lage und das kulturelle Beiprogramm, das den Besuchern mehr Lust an Kreativität und damit auch an mehr Konsum vermitteln soll. Für den Vorsitzenden der Messegeschäftsführung, Stauber (Geige und Klavier), liegt die Stärke der bundesrepublikanischen Hersteller in der Produktion von Qualitätsarbeit. Ebenso wie amerikanische Anbieter, die sich in der Vergangenheit vornehmlich auf Erfindungen und Patente spezialisierten, drängen jetzt auch Niedrigpreisländer mit Konkurrenzfähigen Produkten auf den europäischen Markt. Auf dem größten Binnenmarkt der Welt, den USA, gab es für den Einzelhandel mit Musikinstrumenten, Zubehör und Noten 1986 eine Umsatzsteigerung um knapp ein Viertel, auf 3,4 Mrd. Dollar. Renner sind Keyboards und Elektro–Gitarren. Als Vertreter der Herstellerseite versuchte Horst Link (Hobbyschlagzeuger) die Interessen der Käufer zu spezifizieren: „Ob es in der Wirtschaft gut oder schlecht geht, Musikinstrumente sind davon nur zum Teil betroffen. Man kann sogar sagen, daß in unsicheren Zeiten, die Neigung zum aktiven Musizieren zunimmt.“ Daß beim Absatz von Instrumenten die Kaufkraft eine wesentliche Rolle spielt, versteht sich von selbst. Nicht jeder, der ein Instrument spielen möchte, kann es sich auch leisten, und die rund 750 bundesdeutschen Musikschulen, die zumeist über Leihinstrumente verfügen, stellen auch keine ganz billige Alternative dar. Horst Link: „Wo Not und Arbeitslosigkeit herrschen, wird man auch keine Umsätze erwarten können.“ In den Industrieländern verzeichnet die Branche leichte Zuwächse. Zwar zeigte sich im vergangenen Jahr ein Rückgang in den bundesdeutschen Ausfuhrquoten für Großmusikinstrumente. Der Gesamtabsatz erhöhte sich jedoch in den Jahren 85 bis 87 von 540 Mio. DM auf 600 Mio. DM. Dabei betrug der Anteil auf dem Inlandsmarkt unverändert 40 Prozent. Die Hersteller rechnen nach Links Angaben für 1988 „mit einem musikalischen und geschäftlichen Aufschwung“. Antje Friedrich

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