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Wenn drei Stahlbosse streiten, macht die Belegschaft Druck

Bochum (taz) — Einen Tag vor dem Gipfeltreffen der drei Stahlbosse Kriwet (Thyssen), Cromme (Krupp und von Rohr (Klöckner) protestierten gestern die Beschäftigten der Vereinigte-Schmiedewerke-GmbH (VSG), ein Gemeinschaftsunternehmen der drei Stahlkonzerne, gegen die bisherige Geschäftspolitik der drei Gesellschafter.

Klaus Hasenfratz, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der VSG, erwartet von dem heutigen Spitzengespräch der Stahlgesellschafter ein “eindeutiges Signal“, daß sie bereit sind, die VSG mit allen Standorten zu sichern und dafür auch Geld zuschießen werden . Anderfalls, so sagte Hasenfratz unter dem Beifall der etwa 2500 aus Hattingen, Bochum, Essen, Hagen und Osnabrück angereisten Beschäftigten, werde die Belegschaft ihren Druck verschärfen. In der mit 1400 Beschäftigten größten VSG-Niederlassung in Hattingen gab es schon gestern ein 24 —stündigen “wilden Totalstreik.

Das im Februar 1988 von Thyssen, Klöckner und Krupp gegründete Gemeinschaftsunternehmen macht jährlich zweistellige Millionenverluste. Auf die tiefroten Zahlen hat die Geschäftsleitung mit einem ständigen Personalabbau reagiert. Von den ehemals 4700 Beschäftigten sind noch 3700 geblieben. Dieser Niedergang ist nach Auffassung des Betriebsrates kein Ergebnis der lauen Stahlnachfrage, sondern Resultat „der internen Auseinandersetzung bei den Gesellschaftern“, die jede zukunftsfähige Lösung seit 1990 mit einem regelrechten „Gutachterkrieg“ torpedierten. Der Streit geht unter anderem um die tatsächlichen Werte der von den 3 Stahlkonzernen in das Gemeinschaftsunternehmen eingebrachten Firmen. Diese „Blokkade“, so warnen die Gewerkschafter, habe inzwischen zu einer „bedrohlichen Situation der VSG“ geführt und gefährde inzwischen das Gesamtunternehmen. An die drei Spitzenmanager erging gestern der „ dringliche Appell, sich der Verantwortung bewußt zu werden und die Beschäftigten nicht im Regen stehen zu lassen“. J.S.

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