: Wenn der Phil-Turm mitten im See liegt
■ Schöner, grüner, kommunikativer: Ungewöhnliche Ideen für einen neuen Campus
Der Uni-Campus ist nicht schön, darin sind sich Uni-Präsident, Grüner Asta, Bezirksamtschefin und Studierende seit langem einig. Veränderung ist angesagt: Der Platz ist abends unbelebt und düster, auch für Anwohner besteht kein Anreiz hinüberzugehen. In den sieben Monaten, die bis zum 75. Uni-Jubiläum im Mai '94 verbleiben, sollen den Worten Taten folgen. Damit die Verschönerung zügig vonstatten geht, haben Uni, Sponsoren und Bezirksamt eigens eine Arbeitsgruppe eingerichtet.
„Es geht darum, so viele Kommunikationsmöglichkeiten wie möglich zu schaffen“, sagt der Eimsbüttler Stadtplaner Michael Holtmann. Durch die Umwandlung der drei Strauchbeete vor dem Audimax in Rasenflächen und durch die Bau-Skulptur des Architekten Scheel seien bereits Fixpunkte geschaffen. Als Drittes sei auch an eine Öffnung des PI-Gebäudes zum Campus hin gedacht. Das Gebüsch vor den Fenstern soll weg und durch Bäume und eine Sitzterrasse ersetzt werden, erläutert Holtmann, der von Seiten des Bezirks die Veränderungen betreut.
Als sicher gilt auch, daß die Schlüterstraße für den Durchgangsverkehr gesperrt, vom Asphalt befreit und mit Bäumen bepflanzt wird. Das Geld dafür wurde im 93er Haushalt bereits bewilligt, nur muß der Kerngebietsausschuß Eimsbüttel den Beschluß noch einmal abstimmen, wegen der Neuwahl. Auch der Grindelhof sollte nach dem Willen der Bezirksparlamentarier dicht gemacht werden. Allerdings hat bei dieser Straße die Baubehörde das letzte Wort. Und die „prüft“ zur Zeit.
Trotz dieser Einzelmaßnahmen, so befand der Bezirk, fehle ein „Gesamtkonzept“ für den Campus. Deshalb wurden im Juli kurzerhand Architektur-Studenten der Kunsthochschule zum Ideen-Wettbewerb gefordert. Die Ergebnisse waren bei der Grundsteinlegung zur Scheel-Skulptur zu bestaunen.
Da soll der Von-Melle-Park mit „Universitätswald“ bepflanzt, der Campus mit einem Dach von Baumkronen überzogen werden. Andere bauen tiefe Fußgänger-Gräben und Amphitheater ins Uni-Pflaster. Am Ungewöhnlichsten ist der Philosophen-Turm im Wasser. Wie fast alle Campus-Bauten stehe auch dieses Hochhaus mit seinem Vorplatz in keiner Beziehung, erklärt Holtmann. Ein See würde die Fassade spiegeln, ein überdachter Steg als Zugang die Distanz zum Gebäude thematisieren. Allerdings sei die Idee kaum realisierbar.
Die insgesamt 15 Pläne der Jung-Architekten sollen Ende Oktober abschließend bewertet und prämiert werden. Dabei geht es nicht darum, die Entwürfe im Detail zu verwirklichen, sondern Anstöße für eine Diskussion zu geben, sagt Holtmann. Der Vorschlag, beispielsweise, alle Uni-Zugänge mit riesigen roten Säulen zu markieren, sei an sich noch nicht so revolutionär. Der darin enthaltene Teilabbruch des Wiwi-Bunkers aber schon. Damit der Durchgang von der Grindelallee nicht so niedrig ist, soll das unterste Geschoß an diesen Stellen demontiert und der Zugang durch Treppen und Brücken neu gestaltet werden. Für Holtmann eine reizvolle Vorstellung: „Bisher muß man sich ja regelrecht ducken, wenn man da durch will.“ kaj
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen