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Archiv-Artikel

kulturforum Wenn Paranoia irre macht

Vielleicht erinnert sich noch jemand an die Zeit, als der Potsdamer Platz geplant wurde. Hans Stimmann war schon damals – Mitte der 90er-Jahre – Senatsbaudirektor, und er bügelte alles und jeden nieder, der die mangelnde Anbindung des Kulturforums an den neuen Citybereich kritisierte. Das „Kraftwerk Potsdamer Platz“ wird es schon richten, lautete das Motto. Ein paar Jahre später wurde eine nicht realisierte Grünflächenplanung von Stimmann initiiert, dann beschäftigte sich sein „Planwerk Innenstadt“ mit dem abgehängten Kulturstandort. Erfolglos. Und nun soll ein Umbau her, der endlich das Kulturforum mit dem Potsdamer Platz verschweißt. Ist das die Lösung?

Kommentar von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Keine Frage, das zugige Kulturforum benötigt einen städtebaulichen Rahmen. Denn wer aus den Museen, den Konzertsälen oder der Stabi fällt, verlässt den Ort fluchtartig. Aufenthaltsqualität dort: gleich null. Was da der Abriss der Rampe, der Durchstoß der Stabi (auf eine Mauer!) oder die Verlegung des Philharmonie-Eingangs nach Osten bringen soll, ist schleierhaft. Sind doch Potsdamer Platz und Kulturforum auf sich selbst gerichtete, autistische Stadtlandschaften.

Der Senatsbaudirektor weiß das. Doch statt endlich das Kulturforum in seinem Kern anzufassen, ihm ein Gesicht und einen spezifischen Charakter aus Kulturbauten und kunstvollem Außenraum zu geben, zerhackt er aufs Neue den Ort und zudem bestehende Pläne, die genau das leisten.

Man kann es noch verstehen, dass Stimmann den großen Architekten Scharoun und dessen Kulturforum hasst, weil das so antiurban daherkommt. Die Paranoia wird aber vollends irre, wenn nichts herauskommt als erneute Stadtzerfleischung anstelle ihrer Heilung. Stimmann hat kein Konzept für das Kulturforum. Doch genau das braucht der Ort – was er nicht braucht, ist ein Senatsbaudirektor.