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Weniger Absatz, mehr Geld

■ Verschärfte Konkurrenz um Marktanteile auf der ISPO '93

München (taz) – „Head ruft die Freiheit der Sportmode aus. Sowjets sagen ,njet‘ zu Head“, reimt die Sportartikelfirma mit einem polternden Chruschtschow auf einem riesigen Plakat für die ISPO '93 in München. Dabei hätten sich die Head-Werbestrategen gar nicht mehr so ins Zeug legen müssen, denn das Wintergeschäft war für den Skihersteller mangels Schnee bereits gelaufen.

Angesichts der Konjunkturflaute stand die diesjährige Frühjahrsausgabe der internationalen Sportartikelmesse („die weltweit größte“, so der SPD-Oberbürgermeister Georg Kronawitter stolz) insgesamt unter keinem guten Stern.

Exakt 1.317 Aussteller versuchten vier Tage lang mit 36.000 Fachbesuchern (Vorjahr: 40.000) ins Geschäft zu kommen. Die Konsumenten dürfen sich nicht informieren, sollen im Laden kaufen und bleiben vor der Tür. Die Zahlen waren rückläufig, die Stimmung wurde trotzdem freundlich interpretiert. So beurteilten laut Messe- Umfrage 86 Prozent der Aussteller das Gesamtergebnis ihrer Beteiligung als positiv. Doch die Märkte der Sportartikelindustrie sind umkämpfter denn je. Der Konzentrationsprozeß nimmt gerade in Krisenzeiten weiter zu. Welche Firma wem gehört, wissen inzwischen nur noch die Fachleute. Und seit kurzem sind auch die beiden letzten deutschen Renommierfirmen der Branche in ausländischen Händen. Puma wurde vom schwedischen Aritmos-Konzern ubernommen und Völkl, die mit 250.000 Paar Alpin-Ski und 50.000 Tennisschlägern 77 Millionen Mark Umsatz erzielen, ging in der schweizerischen Furrer&Partner-Holding auf. Aber die Puma-Fertigung fand schon vorher überwiegend in Fernost statt. Puma-Manager geben sich wie alle modernen Unternehmer weltoffen und heimatlos.

Neben dem Skimarkt, der einen Umsatz von sechs Millionen Paar im Jahr zu bieten hat, findet beim Sportschuh der größte Konkurrenz- und Verdrängungskampf der Produzenten statt. 25 Prozent des Geschäfts läuft im Fachhandel mit Schuhen, doch immer weniger mit deutschen oder ehemals deutschen Produkten. Der einstige Marktführer Adidas rangiert heute weltweit nur noch auf Platz drei. Auch die Führungspositionen in Deutschland bei einem Anteil von 35 Prozent und in Europa sind in Gefahr. Nike (19 Prozent) und auch der englische Hersteller Reebock (11 Prozent) kommen stark auf. Vor allem Nike will den drittgrößten Sportartikelmarkt Deutschland, wo 25 Millionen Paar Sportschuhe verkauft werden, erobern. Mit aggressiver Werbung und Imageträgern aus Tennis und Basketball (Agassi und Jordan) verkauft der US-amerikanische Konzern vor allem seine teuren Schuhe ab 150 Mark aufwärts an Jugendliche.

Das neue Motto bei Adidas und Puma lautet jetzt: Weniger Absatz, mehr Geld. Die Frage bliebt, ob man mit der Strategie, die Preisgruppen unter 60 Mark aufzugeben, der Konkurrenz Paroli bieten kann. Sicher ist nur, daß der Skianzug für die modebewußte Frau im nächsten Winter vorwiegend schwarz ist und etwa 599 Mark kostet. Karl-Wilhelm Götte

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