: Wem gehören die satten Sparschweine?
■ betr.: „Milliarden auf der Bank“ (Deutsche Sparschweine sind satt), taz vom 6.11.93
Laut Bundesbank verfügte also Ende 1992 in Westdeutschland jeder Haushalt „rein rechnerisch“ über ein Geldvermögen von 110.000 DM, in Ostdeutschland von 30.000 DM. Solche Durchschnittszahlen verschleiern die Realität. Über bestehende soziale Gräben sagen sie nichts.
Die Geldvermögen konzentrieren sich bei einer Minderheit. Allein 50 Prozent entfallen auf nur etwa vier Prozent der Bevölkerung, deren Reichtum durch Zins und Zinseszins rasant zunimmt. Und wer finanziert das? 85 bis 90 v. H. der Haushalte zum Beispiel haben über Preise, Gebühren, Steuern und Mieten mehr Zinslasten zu tragen, als sie mit ihren mehr oder weniger bescheidenen Sparsummen Zinsgewinne erzielen, ganz zu schweigen von den Armen, die über keinerlei Ersparnisse verfügen.
Wer sich genauer informieren möchte über diese und weitere ökonomische Fehlentwicklungen, dem sei das Buch „Das Geldsyndrom“ des Wirtschaftsanalytikers Helmut Creutz empfohlen (Wirtschaftsverlag Langen Müller/Herbig, München 1993). Dort ist anhand offizieller empirischer Daten nachgewiesen, was die Bundesbank offenbar nicht aussprechen will: Bei zunehmendem Reichtum auf der einen Seite steigt auf der anderen Seite die Zahl der Überschuldeten und Armen; diese subventionieren die Reichen. Creutz zeigt auch, wie in einer Marktwirtschaft derartige Fehlentwicklungen gestoppt werden könnten. Josef Hüwe, Berlin
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen