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Weltweit für die Atmosphäre

■ Frankfurts grüner Umweltstadtrat über die Chancen des Klima-Bündnisses, über die Arbeit der Kommunen und die Rolle der Amazonas-Indianer

INTERVIEW

Ozonloch, Treibhauseffekt, Klimakatastrophe - ist die Atmosphäre noch zu retten? Die drei Hauptprobleme sind längst bekannt: Vernichtung der Tropenwälder, Ausstoß von Gasen wie Kohlendioxid (Treibhauseffekt) und Fluorchlorkohlenwasserstoffe (Ozonloch). Die Zerstörung des Weltklimas ist zur zentralen umweltpolitischen Herausforderung geworden. In Frankfurt am Main berieten am Wochenende erstmals Vertreter europäischer Städte, die dem Klima-Bündnis zum Schutz der Erdatmosphäre angehören, gemeinsam mit Vertretern indianischer Völker des Amazonas -Gebiets aus Ecuador, Venezuela, Bolivien, Peru und Kolumbien sowie Wissenschaftlern. Die taz sprach mit dem beteiligten Frankfurter Umweltdezernenten Tom Königs (Grüne).

taz: Vertreter aus zwanzig europäischen Städten, darunter Berlin, Kassel, München, Wien, Linz und Mailand, berieten gemeinsam mit Indianern des Amazonas-Gebietes. Ein weiteres Gremium, daß die Probleme diskutiert, aber nicht anpackt?

Tom Königs: Im Gegenteil. Das Bündnis hat zwei Dimensionen, die wir auseinanderhalten müssen. Zum einen die der Kommunen unter sich. Hierbei geht es hauptsächlich um den Informations- und Koordinationsaustausch: Wie sind Tropenholzverzicht oder Boykott realisierbar? Wie ist das in Einklang mit der Magistratsverfassung zu lösen und in der Verwaltungspraxis zu realisieren? Über 400 Städte haben entsprechende Beschlüsse bislang gefaßt - dennoch gab es keine spürbaren Auswirkungen. Die Einfuhrzahlen blieben unverändert. Ebenso wird ein Informationsaustausch für energiewirtschaftliche und verkehrspolitische Konzepte angestrebt, die den Ausstoß von den Teibhausgasen verringern. Die Diskussionen in diesen Bereichen sind nicht neu, waren beim Waldsterben bereits geführt worden. Nur: die Probleme sind bislang isoliert diskutiert worden, es kommt darauf an, sie zusammenzufassen.

Welche Rolle spielen die Indianer Amazoniens dabei?

Das ist die zweite Dimension des Bündnisses: Ihre Interessen sind mit den unseren gleichgerichtet. Sie wollen den Regenwald als ihren Lebensraum erhalten. Können sie weiter in ihrem traditionellen Lebensraum bleiben, ist das der beste Schutz für die grüne Lunge der Erde. Die Indianer bewahren die Regenwälder. Sie fordern ihre Rechte vor den Vereinten Nationen in Genf und suchen zur Unterstützung ihres Anliegens Handlungsebenen wie das Klima-Bündnis. Es ist in unserem Interesse, daß sie auch in Zukunft weiter in ihrem angestammten Lebensraum bleiben können. Werden sie in Reservate abgeschoben, wird der Wald weiter gerodet. Hier wurde ein Bündnis fernab von ökonomischen Zwängen oder Interessen rund um den Erdball geschlossen. So ein Bündnis besitzt die Möglichkeit, sich gegenseitig zu überzeugen. Wichtig ist dabei auch, daß wir jetzt Ansprechpartner vor Ort haben, eben die Indianer, denen wir vertrauen und die wir unterstützen können. In der Vergangenheit hatten staatliche Kampagnen eher eine stärkere Vernichtung der Wälder zur Folge.

Das Bündnis beruht derzeit auf Freiwilligkeit. Kann es Einfluß, zum Beispiel auf den Städtetag, nehmen?

Ob das Bündnis in einen Verein mündet oder die Initiative vom Städtetag übernommen wird, weiß ich nicht. Initiativen sind auch auf Länderebene möglich. Aber ein nicht hierachisches Kommunikationsnetz von Kommunen hat bei gleichen Problemen im Umweltbereich mehr Effektivität als zum Beispiel ein verwässertes Gesetz.

Es fällt auf, daß unter den größeren bundesdeutschen Städten, die Vertreter entsandten, nur SPD-geführte oder rot -grün regierte sind.

Es ist nicht wichtig, daß wir alle den gleichen politischen Nenner haben: Auch CDU-geführte Kommunen werden, hoffe ich, künftig verstärkt mitarbeiten. Es kommt auf punktuelle Zweckbündnisse ohne ideologischen Ballast an.

War das Frankfurter Treffen eine einmalige Angelegenheit oder wird es weitere Veranstaltungen geben?

Es wird sicher weitere Treffen geben. Auf Ebene der Kommunen heißt das: Austausch von Informationen und Beschlüssen, auf Ämterebene Initiativen entwickeln und Fortbildungsveranstaltungen organisieren.

Interview: Michael Blum

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