piwik no script img

Weltauswahl mit Startproblemen

■ TuS Walle gewinnt Bundesliga-Heim-Debut gegen den VfL Oldenburg mit 24:20

Premiere in der Bremer Stadthalle: Am Samstag zelebrierten da die Handballerinnen des TuS Walle in der halbvollen Stadthalle ihr Bundesliga-Debut vor heimischem Publikum. Gegen den Lokalrivalen Vfl Oldenburg, gegen jenen Club also, der in der Vergangenheit immer in der Spitze des bundesdeutschen Hallenhandballs vertreten war, aber diesmal, so Trainer Robert Schumann, „froh ist, wenn wir nicht absteigen.“ Anders die Situation in Walle: Obwohl das Team aus dem Bremer Westen gerade erst in die höchste Spielklasse aufgestiegen ist, zählt es dort bereits zum engsten Favoritenkreis. Robert Schumann: „Wenn Walle am Ende der Saison nicht ganz vorne dabei ist, würde mich das sehr wundern.“

Der Grund: Walle verfügt über eine stattliche Anzahl zahlungskräftiger Sponsoren, die es dem Verein immer wieder ermöglichen, die besten Ballwerferinnen Europas in die Hansestadt zu locken. Dortselbst müssen die Meisterinnen zwar ordentlich schwitzen — Walles Coach Hans-Hermann Ludolf bittet zweimal täglich zum Training — doch dafür mangelt es ihnen außerhalb der Zeit an nichts. „Die Stars verdienen ungefähr 5.000 Mark brutto im Monat“, erzählt Walle-Manager Rudi Birr. „Außerdem stellt Walle ihnen ein geräumiges Appartment zur Verfügung.“ Obendrein fahren alle Wallerinnen einen handlichen Renault, edle Leigabe eines handballbegeisterten Autohändlers.

Angesichts derart verlockender Arbeitsbedingungen verwundert es nicht, daß die Waller Frauschaftsaufstellung eher an eine Weltauswahl erinnert als an einen Bundesliga-Aufsteiger. Und wie eine Weltauswahl zauberte das Team denn auch in der ersten Halbzeit gegen die Oldenburgerinnen. Die just aus der DDR gekommene Außenspielerin Silke Fittinger traf, wie sie wollte. Die Ungarin Czilla Elekes trieb ihre Kolleginnen immer wieder nach vorne und erwies sich darüber hinaus als sichere Werferin, und auch die anderen Wallerinnen wirbelten die Oldenburgerinnen so richtig durcheinander. Nach 20 Minuten schien das Match bereits entschieden. Die Bremerinnen führten mit acht Toren Vorsprung und dabei war der Star des Teams, die starke Rückraumspielerin Dagmar Stellberg, noch nicht einmal zum Torewerfen aufgelaufen.

Doch plötzlich riß beim TuS Walle der Faden und die Oldenburgerinnen holten Tor um Tor auf. Mitte der zweiten Halbzeit sah es sogar ganz kurz so aus, als sollte das Spiel noch kippen, doch schließlich hatte Walle 24:20 gewonnen. Verdient zwar, doch lange nicht so glanzvoll wie geplant. Das fand auch Trainer Ludolf. Er versprach, seiner Frauschaft bis zum nächsten Spiel die Flausen auszutreiben. Das wird nötig sein: Denn schließlich haben sie ja noch soviel vor, beim TuS Walle. In zwei Jahren nämlich, so der Plan, wollen sie sich den Europapokal in die Vitrine stellen.

Holger Geertz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen