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Weißes Haus: „Krieg dauert wahrscheinlich Monate“

US-Regierung versucht die Öffentlichkeit auf langen Krieg einzustimmen/ Truppenumfang jetzt nahezu 500.000 GIs — so viele wie in Vietnam nach drei Jahren/ Heute voraussichtlich größte Antikriegsdemo in Washington seit Ende des Indochina-Krieges  ■ Aus Washington A.Zumach

Die US-Regierung versucht die Öffentlickeit zu Hause und international auf die Möglichlkeit eines monatelangen Golfkrieges vorzubereiten. Nach der Erfolgsbilanz der ersten Kriegswoche, die Veteidigungsminister Cheney und General Powell am Mittwoch gezogen hatten, gab der Sprecher des Weißen Hauses, Fitzwater, die Parole aus, die gestern die Schlagzeilen aller Zeitungen bildete: „Der Krieg wird wahrscheinlich Monate dauern.“

Das Weiße Haus macht sich Sorgen, daß auf Grund der Nachrichten und Bilder der ersten Tage insbesonders in der eigenen Bevölkerung nach wie vor „unrealistische“ Erwartungen auf eine schnelles, siegreiches und — vor allem auf amerikanischer Seite — verlustarmes Kriegsende vorherrschen.

Fitzwater erklärte, es werde von nun an „Höhepunkte und Tiefschläge geben, Überraschungen und Siege des Gegners und Verluste auf Seiten der alliierten Streitkräfte“. Das amerikanische Volk müsse „sich darauf einstellen und diese Wendungen akzeptieren“.

Zweifel im Weißen Haus

Die Bush-Administration ist offensichtlich doch weniger von einem militärischen Sieg ausschließlich oder wesentlich durch Luftstreitkräfte überzeugt, als ihre öffentlichen Verlautbarungen glauben machen sollen: die Zahl der am Golf stationierten GIs ist allein seit dem 17. Januar um 55.000 auf jetzt 475.000 erhöht werden und soll demnächst auf 500.000 steigen — vor allem durch die Entsendung zusätzlicher Bodentruppen.

Diese Größenordnung wurde in Vietnam erst nach drei Kriegsjahren erreicht und liegt um 15 Prozent über der Zahl, die den zuständigen Ausschüssen von Senat und Abgeordnetehaus vorgelegt wurde. Aus dem Kongreß gab es denn auch erste überraschte und vorsichtig kritische Reaktionen. In einer Umfrage des Gallup-Instituts bescheinigen 66 Prozent der befragten AmerikanerInnen ihre Zustimmung zur Politk von Präsident Bush. Das ist zwar die höchste Zustimmungsrate, die ein US-Präsident im zweiten Teil einer vierjährigen Wahlperiode seit Truman erhalten hat. Doch wachsen die Zweifel, wielange diese Zustimmung anhalten wird.

Größte Antikriegs- demonstration seit Vietnam

Für heute wird in Washington mit der größten Antikriegsdemonstration seit dem Vietnamkreig gerechnet. Und auch im Kongreß beginnt nach zehn Tagen demonstrativem Schulterschluß der Streit zwishen den Parteien — stets ein untrügliches Zeichen für einen beginnenden Stimmungsumschwung. In einer heftigen Attacke griff der neue Vorsitzende der Republikaner, Clayton Yeutter, die Demokraten an, die bei der Abstimmung am 12. Januar gegen einen Angriff auf Irak und für die Weiterführung der Wirtschaftssanktionen gestimmt hatten. Sie seien der UNO „in den Rücken gefallen“.

Besonders aufs Korn nahm Yeutter die zwölf Mitglieder des Abgeordnetenhauses — darunter zehn Schwarze —, die sich bei einer Abstimmung nach Kriegsbeginn nicht hinter ihren Präsidenten stellen wollten.

US-Präsident George Bush erklärt unterdessen, er sei „entschlossener als jemals zuvor“, den Irak zu schlagen. Während eines Treffens mit Vertretern der amerikanisch- arabischen Gemeinde betonte Bush am Freitag, die internationale Koalition funktioniere „sehr gut“ und halte „mit großer Entschlossenheit zusammen“. Es gebe zwar gewisse „Differenzen“ in den USA angesichts des Golfkrieges, so Bush weiter, aber „ich bin entschlossener denn je, ihn (den Krieg) zu einem erfolgreichen Abschluß zu führen“.

Gleichzeitig wandte sich der US- Präsident gegen jegliche Diskriminierung von arabischstämmigen Amerikanern. Er sei sehr besorgt über Informationen, denen zufolge es solche Diskriminierungen gegeben habe, betonte Bush.

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