: Weicher Beton
■ Versorgungsanstalt des Bundes will Nachkriegswohnhäuser abreißen lassen
Dass der Block Schinkelstrasse 17 bis 23 in Winterhude gediegen gebaut worden wäre, lässt sich nicht gerade behaupten. „Als ich einzog, waren die Wände und Böden schief und krumm“, sagt Edith Kretschmar. In den 45 Jahren, die auf das Wohnungsbaunotprogramm nach dem Krieg folgten, hat sich daran auch nichts Wesentliches geändert. „Wenn ich hier eine Rolle auf den Tisch lege, dann rollt die runter“, sagt die Mieterin. Jetzt haben sie und ihr Mann gleichzeitig mit 47 anderen Miet-Parteien die Kündigung bekommen. Ihr Wohnblock soll abgerissen werden. Und das wollen die MieterInnen denn doch nicht.
Die Maklerfirma Wentzel, die die sechs Aufgänge im Auftrag der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder verwaltet, hatte in einer Wohnung festgestellt, dass sich der Fußboden durchbog. Daraufhin seien verschiedenen Geschossdecken Proben entnommen worden, berichtet der Hausverwalter Andreas Marggraf. Ergebnis: Der Beton habe nicht die nötige Festigkeit. „Stellen Sie sich vor, da ziehen junge Leute ein und feiern eine Technoparty“, sagt Marggraf.
Wie der Verwalter bestätigt, wohnen gegenwärtig überwiegend alte Leute in den Häusern. Sie leben zum Teil schon sehr lange dort, zahlen zehn Mark kalt für den Quadratmeter und haben Angst, sie könnten keine vergleichbare Wohnung finden. „Sie können die Leute ja nicht nach Steilshoop umsiedeln“, sagt Eckard Pahlke vom Mieterverein zu Hamburg.
Der Verein steht nach Pahlkes Angaben auf den Barrikaden, weil den MieterInnen mit dem Argument gekündigt wurde, andernfalls sei „die wirtschaftliche Verwertung des Hauses“ nicht möglich. Dabei hätten die Eigentümer keine Alternative zum Abriss angeboten, bemängelt Pahlke. Nach den Erfahrungen des Vereins wäre eine Sanierung sehr wohl zu machen, sogar in kurzer Zeit. knö
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