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Weiblicher Mist

Die britische Comedienne Jennifer Saunders in „Absolutely Fabolous“ bei Arte (Freitag, 24.00 Uhr)

Dass es die Briten und Britinnen einfach draufhaben mit dem Lustigsein, das ist schon so legendär, dass man es nicht mehr sagen muss. Da kann man nur leise neidisch sein. Das Phänomen ist eigentlich, dass ihnen immer noch Neues einfällt, neue Charaktere, neue Konstellationen, und das Schwerste: neue Gags.

Ziemlich spektakulär kam in den 80ern die Konstellation Jennifer Saunders/Dawn French daher, zwei mittelalte Damen mit Inselgesichtern, die ein Björk-Video so gut veräppeln konnten, dass man weinen oder sich zumindest stante pede in die Hosen machen musste.

Aus der damaligen Sitcom French & Saunders hat die Comedienne Jennifer Saunders später die Charaktere Edina Monsoon und Patsy Stone in der 18-teiligen Serie „Absolutely Fabolous“ entwickelt, zwei Damen, die eine (Patsy) weit über vierzig, Schwerstalkoholikerin und Männer mordende Schlampe, die andere, Saunders selbst, chaotische allein erziehende PR-Agentur-Chefin mit Drogenaffinität und einer sauberen, untypischen Tochter, die sich ständig für ihre Mutter schämt.

Man möchte sich nicht vorstellen, wie schrecklich unlustig, krampfig und Vorabendserien-schlecht das Ganze geworden wäre, hätten zum Beispiel Grit Boettcher und Esther Schweins diese Konstellation zum Leben erweckt. Selbst wenn Brainpool es produziert hätte.

Zum Glück hat aber der britische Komödienregisseur und Autor Bob Spiers die beiden Frauen für diesen 90-Minuten-Film in Szene gesetzt. Und hat ihre Erlebnisse, angefangen von dem Wunsch der unverbesserlichen Hippiefrau Edina, einen Delfin zu adoptieren, bis hin zu dem schrecklichen Tag, an dem Edinas spießige Tochter ihr eröffnet, sie wolle heiraten, so himmelschreiend komisch erzählt, dass es eine reine Freude ist. Zumal Arte auch endlich den Kardinalfehler der übrigen Sender, die sich bis jetzt an „Absolutely Fabulous“ vergriffen haben, unterlässt, den nicht übersetzbaren Slang der beiden Schauspielerinnen kaputtzuübersetzen. Sondern brav und zurückhaltend untertitelt.

Man kann „AbFab“, wie es die Fans fast zärtlich nennen, nicht mit normalen US-amerikanischen, nicht mal mit normalen britischen Sitcoms vergleichen. Es ist einfach besser. Denn es ist gemeiner, schneller, unberechenbarer, untypischer und englischer.

Und dann ist es auch noch auf weiblichem Mist gewachsen. Was ja, zumindest in Deutschland, trotz der Vorzeigelustigfrau Engelke, die auch nur anderer Leute Ideen interpretiert, immer noch rarer ist als ein Hund, der sprechen kann.

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