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Weiberwirtschaft will Wirtschaftswunder

■ Die Frauengenossenschaft muß 400.000 Mark auftreiben, sonst droht der Konkurs

Die Frauengenossenschaft „Weiberwirtschaft“ steckt weiter in der Krise: Zwar haben die beiden zuständigen Senatsverwaltungen inzwischen signalisiert, die Weiberwirtschaft bei der dringend notwendigen Sanierung ihres Gewerbekomplexes in Mitte zu unterstützen, doch sie stellen dafür Bedingungen. Die schwierigste von ihnen: Die Frauengenossenschaft muß sich mit einem Eigenanteil von 400.000 Mark an der Sanierung beteiligen. „Das ist für uns ein großer Batzen“, sagte gestern die Aufsichtsrätin der Genossenschaft, Isabel Rothe. Erst ein knappes Drittel der Summe liege vor.

Erschwerend hinzu kommt, daß die Weiberwirtschaft das Geld bis Ende Juli, also in sechs Wochen, zusammenhaben muß. Denn erst wenn die Eigenmittel vorliegen, entscheiden die Senatsverwaltungen endgültig über die Zuschüsse. „Wenn die Sanierung dann aber nicht beginnt, sind wir im September zahlungsunfähig“, sagteVorstandsfrau Ute Schlegelmilch. Denn fast die Hälfte ihres 6.000 Quadratmeter großen Gewerbekomplexes ist mit dem Instektizid Naphtalin verseucht (die taz berichtete) und steht deshalb seit einem halben Jahr leer – und die Mieteinnahmen fehlen.

Um neue Genossenschaftsanteile und Spenden zu werben, veranstaltet die Weiberwirtschaft jetzt eine Aktionswoche. Ab Sonntag gibt es in der „WeiberWirtschaftsWunderWoche“ täglich Konzerte, Lesungen, Vorträge und Führungen in dem alten Backsteinbau in der Anklamer Straße. Am 20. und 27. Juni gibt es Konzerte auf Open-air-Bühnen. Die Mindesteinlage für Genossenschaftsanteile, die nur Frauen zeichnen können, beträgt 200 Mark, ist nach oben aber offen. Spenden können selbstverständlich auch Männer.

Die Sanierung des Gebäudes wird insgesamt 3 Millionen Mark kosten. Das Naphtalin, das zwischen 1920 und 1960 als Isolierschicht rund 30 Zentimeter tief in die Decken eingelassen und erst durch die Beheizung des Gebäudes nach der Sanierung aktiviert wurde, muß gänzlich entfernt werden. Noch sei die Naphtalinbelastung zwar nicht gesundheitsschädlich, so Vorstandsfrau Katja von der Bey. Doch das Mittel, das auch in Mottenpulver verwendet wird, rieche stark. Zudem sei eine Verstärkung der Belastung nicht auszuschließen. Sabine am Orde ‚/B‘Infos unter Telefon 4 40 22 30

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