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■ KommentarWegner (parteilos)

Alles kann man Markus Wegner vorwerfen – Selbstüberschätzung, Eitelkeit, Machtgeilheit, Egoismus –; nur von einer Eigenschaft ist er völlig frei: Berechenbarkeit, was ihn trotz seiner Vergangenheit für die Politik qualifiziert.

Deshalb fragt man sich stadtauf, stadtab: Er ist wieder zu haben, doch wer will ihn haben? Die CDU ist mit ihm durch – das Wegner-Trauma ist noch immer frisch. Mit einer neuen eigenen Partei hat man auch Schwierigkeiten – die lernen so schnell nicht, sich wie tapfere kleine Parteisoldaten zu verhalten und ihrem Chef an den Lippen zu hängen. Die GAL nimmt nur Leute mit abgeschlossenem Studium und strammer Oberschenkelmuskulatur (vom Radeln).

Offener ist da die gute alte SPD – die hat schließlich das rote Schiff schon durch ganz andere Stürme als die wegnerischen gesteuert. Zuweilen sollen Querschießer auch mit hübschen Pöstchen zur Partei-Ordnung gerufen werden. Und auch die Hamburger FDP sucht noch einen Retter. Andererseits könnte Markus Wegner zur Abwechslung auch mal anderorts die Politik aufmischen.

Die Statt-Querelen haben übrigens auch ihr Gutes: Auf diese Weise bleiben uns die grauenvollen Inhalte erspart, die die Abgeordnete Rotraut Meyer-Verheyen am Samstag zart andeutete: Bekämpfung des Flüchlingsstroms und Abbau von Sozialleistungen.

Daß die Stattianer noch mal die Regierungskurve gekratzt haben, bringt uns allerdings um Neuwahlen oder zumindest um neue Bündnisse in der Bürgerschaft. Um mit Achim Reichert zu sprechen: „Die Alternative ist Rot-Grün.“ Der Mann hat recht.

Silke Mertins

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