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Weg zum neuen Job ?

■ Trotzdem setzen fast alle Werftarbeiter auf die Karte Beschäftigungsgsellschaft / Erster Krach beim Vulkan

Die Belegschaften der beiden Bremerhavener Werften setzen wie ihre Kollegen der Vegesacker Vulkan-Werft für ihre Zukunft auf die Karte Mypegasus. Bei der im Konkurs befindlichen Schichau-Seebeck-Werft haben nach Angaben des Betriebsrats fast alle der 1800 Beschäftigten den Aufhebungsvertrag mit ihrem Arbeitgeber unterschrieben und sind in die Beschäftigungsgesellschaft übergewechselt. Auch die 600 Lloyd-Werker haben sich bei einer Betriebsversammlung von Betriebsräten, IG Metalllern und dem Vergleichsverwalter Wolfgang van Betteray überzeugen lassen: Sie wollen geschlossen zum 1.Juni zu Mypegasus überwechseln. Unterdessen weiß noch niemand, für welche Berufe die überzähligen Vulkanesen während des Jahres auf „Kurzarbeit null“ qualifiziert werden sollen.

Für Lloyd ist zunächst das Vergleichsverfahren beantragt worden. Mit dem Abgang der Belegschaft sei vorgebeugt, falls der Vergleich wider Erwarten doch nicht zustande komme, sagte Geschäftsführer Dieter Haake. Wenn sich Gläubiger und Unternehmen einigten, würden wenigstens 400 Lloyd-Arbeiter nach dem 30.6. wieder mit neuen Arbeitsverträgen an Bord genommen, so Betriebsrat Klaus Rosche. Wenn die Costa 2 in Bremerhaven fertiggebaut werde, könnten es auch mehr sein.

Auf der Vulkan-Werft hatte es gestern den ersten handfesten Krach um die Auffanglösung gegeben: Der Betriebsrat erregte sich, weil unter den 1000 Beschäftigten, die zunächst ihren angestammten Arbeitsplatz behalten können und dort 30-Stunden-Wochen arbeiten sollen, zuviele leitende Angestellte und zuwenig Arbeiter auftauchten. Das sei Vertrauensbruch, schäumte Betriebsratschef Hasso Kulla. Konkursverwalter Jobst Wellensiek konnte die Wogen glätten. Die Listen der Geschäftsführung wurden noch einmal mit dem Betriebsrat durchgegangen.

Es sei nicht auszuschließen, daß die Personalabteilung in der Eile „die eine oder andere Sache übersehen“ habe, räumte die Sprecherin der Werft ein. Allerdings könne man auch nicht ausgerechnet jetzt, wo nach neuen Konzepten gesucht werde, „das Gerüst herausbrechen“ und Verwaltung und Management nach Hause schicken.

Bevor die Arbeitsämter tätig werden können, müssen sie erst die endgültigen Listen der Betroffenen bekommen, die nicht weiter auf den Werften gebraucht werden. Auf den Ansturm habe man sich vorbereitet, sagte der Bremer Arbeitsamtsdirektor Christian Hawel. Beratungsteams seien zusammengestellt, in Bremen-Nord sei die EdV verstärkt worden, die Bundesanstalt für Arbeit und das Landesarbeitsamt hätten finanzielle Hilfe zugsagt. Es sei vorgesehen, die Qualifizierung den bestehenden hiesigen Bildungsträgern zu übertragen.

Zunächst sollten die Werft-Arbeiter in Gruppenveranstaltungen aufgeklärt werden, schließlich seien sie nicht arbeitslos und müßten freiwillig mitziehen. Man müsse die Berufsprofile der Einzelnen ermitteln um dann gezielt Angebote machen zu können, sagte Hawel. Es sei nicht einfach, stolze Schiffbauer, die 30 Jahre auf ihren Betrieb fixiert gewesen seien, dazu zu bringen, sich auch nur in der Region nach neuen Jobs umzuschauen. „Da ist schon die tägliche Fahrt in den Bremer Speckgürtel eine Umwälzung im Leben“, so Hawel. Zunächst stünden Bewerbungstraining und Existenzgründungsberatung auf dem Programm, schließlich sei es gut, wenn soviele Schiffbauer wie möglich die Werften freiwillig verließen. Etwa 50 Vulkan-Arbeiter seien schon in andere Jobs vermittelt worden. In Verden würden Maschinenbauer gesucht. jof

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