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Wedemeier öffnete Augen in China

■ Wirtschaftsdelegation zurück: Viel Bildung, wenig Geschäfte

„Reisen bildet nicht nur, reisen öffnet auch die Augen“, diese Erfahrung hat der Bremer Bürgermeister und Präsident des Bundesrates, Klaus Wedemeier, von seiner 12tägigen Ostasien-Reise mitgebracht. „Schaut auf Asien“, rief er gestern nach seiner Rückkehr in die Pressekonferenz. Auf neun verschiedenen Stationen hatte die Delegation, an der diverse Bremer Firmenchefs beteiligt waren, Gespräche mit Unternehmen und Politikern geführt.

Mit Aufträgen suchte die Bremer Delegation aber nicht ihren Erfolg zu beweisen, wiewohl in Indonesien für den Tabak-Handel und in China für den Vulkan etwas herausgesprungen ist. Wichtiger waren Wedemeier die allgemeinen Schlußfolgerungen: „In Asien kommt erst die Freundschaft, dann das Geschäft“, meinte er, „deshalb braucht man einen langen Atem.“

Auf die mehrjährige Arbeit des früheren Geschäftsführers der Wirtschaftsföderungsgesellschaft, Schmädeke, angesprochen, der mit genau dieser Begründung sich auf die Kontaktanbahnung mit Japan konzentriert hatte und prompt in die Kritik geraten war, erklärte Wedemeier: „Ich habe nicht anknüpfen können an frühere Aktivitäten der WFG.“ Und weiter: „Wir brauchen Erfolgsberichte, nicht nur Vertretungen.“ Auch im Bremer World Trade Center, das anfänglich asiatische Formen bevorzugt angesprochen hatte, sei „genommen worden, wer kommt“, das sei „der Fehler im WTC“ gewesen.

Der ostasiatische Markt riesengroß, berichtete Wedmeier. Allein der eine chinesiche Bezirk Guangdong (Kanton), mit dem Bremen einen Freundschafts-Erklärung unterschrieben hat, umfaßt 177.000 Quadratkilometer und hat 64 Millionen Einwohner. Um diesen ostasiatischen Markt nicht den Japanern zu überlassen, müßten in Deutschland aber preiswertere und vielleicht nicht so anspruchsvolle Technik produziert werden. „Den Golf will in Djakarta keiner mehr fahren. Den Käfer haben sie alle gefahren.“ In der Partnerstadt Dalian hat Bremens Wirtschaft offenbar keine Chance: dort sei alles von den Japanern dominiert, meinte Wedemeier.

Auf das Angebot aus Taiwan, in Deutschland einen umfangreiche Rüstungsgüter zu bestellen, war Wedemeier von dessen Vize-Außenminister „sofort“ angesprochen worden. Der Export in das Land, das das Rotchina nicht anerkennt, ist aber nach bundesdeutschem Recht verboten. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Klein und andere versuchen, diese Haltung des Bundesaußenministeriums zu revidieren. „Ich halte die Ablehnung für endgültig“, meinte dagegen Wedemeier. Die Begründung, daß aus Rücksicht auf Rotchina-Geschäfte diese Rüstungslieferungen nicht stattfinden sollten, kommt allerdings in Taiwan nicht so gut an. Wedemeier erklärte, er habe die grundsätzliche Ablehnung des Bundesamtes in Eschborn vorgetragen. „Wenn man das falsch begründet, dann verliert man das Gesicht.“

In der Unternehmens-Delegation war auch der Geschäftsführer der BLG, Fastenau. „Man muß sich in Ostasien oft sehen lassen, um seine Geschäfte zu pflegen“, begründete der den Sinn der Reise. Das besondere Interesse Bremens gilt im Transportgewerbe der neuen „Generation“ noch breiterer und tieferer Schiffe (14,50 Meter) - nicht nur für die Werften. „Wer als erster anbieten kann, daß diese Schiffe tiedeunabhängig den Hafen erreichen können, der hat einen ungeheuren Vorteil. Ich habe gesagt, daß wir die ersten sein werden“, berichtete Wedemeier. Das setze allerdings die zügige Außenweservertiefung voraus K.W.

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