: Wedemeier knurrt...
■ ...aber nur der Magen, geradezu testweise
Und wieder ist eine Woche rum im beliebten Sozipersonalspektakel. Samstag: Um zehn Uhr hatte Horst Isola von den Landesparteitagsdelegierten für „Wir lassen uns keine Personaldiskussion aufdrängen“ noch großen Beifall gekriegt. Um drei war schon alles vergessen. Längst hatten die Obergurus abgemacht, daß spätestens um drei Schluß ist. „Das ist so abgesprochen“, hieß es aus dem Fraktionsvorstand. Wedemeier durfte nicht mehr mit dem Sanierungskonzept groß rauskommen, sondern nur wegen seiner Asylpolitik eingemacht werden. Schließlich hat die Zeit gedrängt, für den Nachmittag waren die Kungelrunden angesetzt. Bis dahin konnte man die Leistungsträger im Weserforum besichtigen. Unbewegten Gesichts von links nach rechts: Isola, Wedemeier, Dittbrenner und Koschnick: bei uns versteinern sie in der ersten Reihe.
Gar nicht versteinert waren die Sozis dann am Montag in der Fraktion. Wenn die SPD bei 32 Prozent wär, ja dann, aber die Bremer sind nur bei 31, und damit drei hiner der CDU, und das hat die Fraktion auch gemerkt. Heißa, da hub ein Hauen und Stechen an, daß es selbst Claus Ditbrenner zu bunt wurde und er wütend die Sitzung verließ. Mit dem Sauhaufen köne man nichts mehr anfangen. Die drinnen im Raum hatten längst den Schuldigen für die Misere gefunden, und der hieß Wedemeier.
Richtig rund gings am Dienstag, als die Löcher im Portemonnaie von Sabine Uhl bekannt wurden. Wie tief ist der Sumpf, wer hat dringestaden und dreckige Schuhe gekriegt? Fragt da wer? Nichts da! Die Linken haben keinen, der die Ampel halten könnte, und die Rechten mußten erstmal Schuhkontrolle mache, von wegen Sumpf und dreckige Füße. Weil vor der Uhl war Arbeitssenator Klaus Wedemeier und davor Konrad Kunick.
Mittwoch: „Wedemeier steht kurz vor dem Rücktritt“, das war der Topact in der Sozihotline, „Schnauze voll.“ Ein paar Tage zuvor hat er noch mit dem schon als Bürgermeisterkandidaten gehandelten Bernd Meyer telefoniert: Ob er gegen ihn antritt. Der hatte gar nicht so viele Hände, wie er zum Abwinken gebraucht hätte: „Ich bin froh, aus der Politik raus zu sein.“ Ein schwacher Trost für den Bürgermeister. Die eigenen Truppen sind übergelaufen, und was nützt es da, wenn die Belagerer beteuern, daß sie nicht schießen. Der Bürgermeister wird ausgehungert. Wedemeier läßt den Magen knurren, um rauszukriegen, ob ihm noch einer ein Stück Brot gibt. Und wenn keiner kommt, dann hißt er die weiße Fahne. Bis gestern haben sich noch nicht so viele gemeldet. Dabei hat der Man doch nichts mehr auf den Rippen. Aber da unterscheidet er sich eben kaum von seinen Parteifreunden, findet Rosi Roland
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