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Wattehammer

■ Was steckt hinter Töpfers Kalkar–Weisung?

Drei Jahre lang war spekuliert worden: Nun schwingt Reaktorminister Töpfer den Hammer der Bundesweisung gegen die in Sachen Brütergenehmigung unbotmäßige Düsseldorfer SPD–Landesregierung. Doch der Hammer ist aus Watte. Töpfer weist an, um im selben Atemzug zu versichern, es gehe nicht um die Erteilung der anstehenden 18. Genehmigung, nicht mal um „Beschleunigung“. Worum geht es dann? Seit die NRW–Landesregierung nach 17 anstandslos erteilten Teilgenehmigungen 1985 ins Lager der Brüter–Gegner wechselte, entwickelt sich der Streit weg von der konkreten Auseinandersetzung über die Gefahren einer Inbetriebnahme der Höllenmaschine. An seine Stelle tritt ein verbissen geführtes „Schwarzer–Peter–Spiel“, in dem verliert, wer vor der Endrunde die schlechteren Karten hat oder im Fall, daß der Brüter eingemottet wird, für den Verlust von sieben Milliarden Mark verantwortlich gemacht werden kann. In dieser „gespenstischen Auseinandersetzung“ (Genehmigungsminister Jochimsen) stellt die Töpfer–Weisung keinesfalls den Endpunkt dar. Den wollen der Bonner Reaktorminister und die NRW– Landesregierung offenbar beide weiter hinausschieben. Töpfer signalisiert „keine Beschleunigung“, Jochimsen „keinen Entscheidungsbedarf“. Töpfer will noch „was werden“ und zwar möglichst nicht als Brüter–Minister. Seine Wattebäuschchen–Angriff dient in erster Linie der Ruhigstellung seiner Bonner Kabinettskollegen. Die NRW–Regierung wiederum spekuliert nach wie vor auf den finanziellen Kollaps des Milliardengrabs - und auf ein Wahlkampfthema für die Landtagswahl von 1990. Taktische Spielchen sind das, die sich bitter rächen könnten. An ihrem Ende kann noch immer das Höllenfeuer entzündet werden. Denn spätestens, wenn Rau 1990 an Rhein und Ruhr seine absolute Mehrheit verliert, werden die Karten neu gemischt. Gerd Rosenkranz

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