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Wasserwerk droht mit Abschaltung

■ Bau von Neubausiedlung in Buch gefährdet Trinkwasser

Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) drohen mit der Abschaltung eines Wasserwerks. In Berlins größtem Neubaugebiet Buch würde der Sicherheitsabstand zu den Brunnen des gleichnamigen Wasserwerks nicht eingehalten, sagte gestern der BWB-Sprecher Günther Rudolf der taz: „Möglicherweise müssen wir das Wasserwerk während der Bauzeit stillegen.“ Denn insbesondere während der Bauarbeiten, die Ende kommenden Jahres beginnen sollen, könne eine Belastung des Trinkwassers mit wassergefährdenden Stoffen nicht ausgeschlossen werden. Die Wasserversorgung für den Ortsteil Buch müßte dann von anderen Wasserwerken übernommen werden.

Üblicherweise seien in einem Radius von 100 Metern um Grundwasserbrunnen herum alle Nutzungen verboten, die mit einer dauernden Anwesenheit von Menschen und Tieren verbunden sind, da die Gefahren für das Trinkwasser zu groß seien, erläuterte der Sprecher. In dem Entwurf des Bebauungsplans, nach dem in einem ersten Teil der Siedlung bis zu 14.000 Menschen wohnen sollen, sei der Radius der Schutzzone aber auf 60 Meter verringert worden. „Damit können wir uns absolut nicht einverstanden erklären“, protestierte Rudolf. Die Stillegung während der Bauzeit drohe, weil zum einen der Baustellenverkehr durch die Schutzzone fahren werde und zum anderen in der Nähe von Baustellen zeitweilig Mülldeponien angelegt würden. Lastwagen verlören im Normalbetrieb Hydrauliköl, und bei Unfällen drohe Motoröl auszulaufen.

Als die Grünen gestern im Umweltausschuß das Thema ansprachen, kam es zum Eklat. Umweltsenator Volker Hassemer (CDU) weigerte sich, dem umweltpolitischen Sprecher Hartwig Berger zu antworten. Hassemer begründete dies damit, daß seine Verwaltung den Abgeordneten bereits informiert habe, was dieser gegenüber der taz wiederum bestritt. Darauf las Staatssekretär Lutz Wicke (CDU) eine schriftliche Erklärung vor. Die Schutzzone, hieß es, sei noch nach DDR-Recht festgelegt worden, weil der Bebauungsplan schon 1991 entworfen worden sei. Diese Entscheidung sei aber „hydrologisch verantwortbar“, weil die dort befindlichen Ton-Lehm- Schichten einen überdurchschnittlichen Schutz gewährleisteten.

Die Fraktion Bündnis 90/Grüne forderte dagegen vom Umweltsenator, dessen vorab erteilte Zustimmung zum Bebauungsplan in Karow-Nord zurückzunehmen. Durch die intensive Bebauung werde die Neubildung von Grundwasser erschwert, weil Regenwasser in der Kanalisation abgefangen würde, statt daß es im Boden versickern könne. Auch Weißensees Umweltstadtrat Olaf Albrecht (PDS) teilt diese Argumentation: „Ich habe große Bauchschmerzen.“ Dirk Wildt

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