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Wasser gibt es erst seit vier Tagen

■ Dreilinden: Auch nach zwei Monaten kaum Besserung auf dem Sinti-Stellplatz: Duschen, Telefon, Waschmaschine fehlen

Wasser ist auf dem vor zwei Monaten neu eingerichteten Stellplatz für Sinti und Roma in Dreilinden noch immer Mangelware. Erst vor vier Tagen ist der erste Wasseranschluß auf dem ehemaligen DDR-Kontrollpunkt direkt an der Autobahn gelegt worden. Die fünf Wasserhähne müssen nun für derzeit etwa 120 Wohnwagen reichen.

Auf vier Teerstreifen campieren die Sinti-Familien mit ihren Wohnwagen, in Reihen aufgeteilt nach Herkunft aus Berlin, Westdeutschland und dem Ausland. Keine Dusche, keine Telefonzelle, keine Waschmaschine, kein Briefkasten, keine Einkaufsmöglichkeit – nur drei Container mit Toiletten säumen das Feld.

„Erst mal war hier gar nichts“, sagt Ingo Rosenberger. „Bis vor wenigen Tagen haben wir provisorisch das Wasser per Schlauch gezapft.“ Für 1.200 Mark habe er einen Wasserschlauch gekauft und durch den Wald zur etwa einen Kilometer entfernten Tankstelle gelegt. Da Spaziergänger den Schlauch aber häufiger zerschnitten hätten, sei die Wasserversorgung immer wieder lahmgelegt worden. Aufgrund der privaten Initiative eines Zehlendorfers gibt es schon seit einigen Wochen eine Stromzufuhr. Die läuft bislang aber über ein Notstromaggregat, mit dem nur wenige Wagen versorgt werden können.

Einige haben sich jetzt Wasserschläuche zu dem neuen, zentralen Wasseranschluß gelegt, aber viele müssen ihre fünf bis sechs Kanister zum Haarewaschen, Kochen und Wäschewaschen immer noch selbst zum eigenen Wohnwagen schleppen. „So ein Schlauch kostet uns an die 800 Mark. Das ist zu teuer“, sagt ein Vater. Ihm gefällt es in Dreilinden überhaupt nicht, und er will „so schnell wie möglich woandershin“. In Berlin sei Dreilinden jetzt aber der einzig mögliche Stellplatz für Sinti und Roma und auf Campingplätzen hätten „Zigeuner“ keine Chance.

„Am dringendsten fehlen Duschen“, sagt seine Frau. Zum Duschen müssen die Sintis zum Rasthof Zehlendorf fahren, der zwei Kilometer weit entfernt und eigentlich auch nur für Fernfahrer bestimmt ist. „Da werden wir manchmal wieder weggeschickt.“ Außerdem gebe es keine Waschmaschinen. Die nächsten Waschsalons sind in Steglitz und Schöneberg. Besonders mit Kindern sei die Situation schwierig zu meistern, sagt Romana Lauenburger. In Dreilinden gibt es keinen Spielplatz und kaum Wiesen.

Ein weiteres Problem sind die Sicherheitsbedingungen. „Der Platz hat nur eine Ausfahrt“, kritisiert Ingo Rosenberger: „Wenn da einer dichtmacht...“ Außerdem habe jeder freien Zutritt und der Platz sei kaum beleuchtet. Einige Männer schieben deshalb jetzt abends Wache. „Hier kriegt man richtig Angst“, sagt eine junge Frau. Eine Horde Neonazis sei schon mit Mopeds auf dem Platz herumgekurvt. Ein Autofahrer habe einen elfjährigen Jungen mit Geld in sein Fahrzeug locken wollen. Außerdem treibe sich bisweilen ein Exhibitionist herum. „Wir haben nicht einmal eine Telefonzelle, um die Polizei zu rufen.“

Eigentlich hatte es laut den Versprechungen der Berliner PolitikerInnen zumindest mit den Wasseranschlüssen viel schneller gehen sollen. Vor zwei Monaten, wenige Tage nach der Neueinrichtung des Stellplatzes, hatte sich Walter Kirz, Referent für ethnische Minderheiten bei der Senatsverwaltung für Jugend und Familie, bereit erklärt, die Kosten dafür zu übernehmen. Staatssekretär Klaus Löhe von der Senatsverwaltung für Jugend und Familie vermutete damals, das Zehlendorfer Bezirksamt wolle mit seiner Untätigkeit erreichen, daß der Platz für die Sinti und Roma in Dreilinden nicht angenommen oder verlegt wird.

Bis tatsächlich jede Parzelle mit etwa 15 Wohnwagen einen eigenen Stromkasten und acht eigene Wasserkräne hat, wie es die Planung der Stadt vorsieht, wird wohl noch einige Zeit verstreichen. Im Herbst soll es nach Aussagen der Sintis mit den Arbeiten so richtig losgehen. Erst im nächsten Jahr wird dann alles fertig sein. Allerdings soll das „fahrende Volk“ dann auch zur Kasse gebeten werden.

„Die Stadt gibt sich wirklich Mühe“, meint Romana Lauenburger trotzdem. Dreilinden sei ein Ersatz für die geschlossenen Stellplätze etwa in der Wupperstraße und am Messegelände und „besser als gar nichts“. Andere Stimmen sind da weniger zögerlich: „Wir fühlen uns hier abgeschoben wie ins KZ“, sagt eine Sinti-Rentnerin und „waschechte Berlinerin“. Silke Fokken

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