: Was tun?
■ Bei der Amnestie in Polen zeigt die Regierung nun auch symbolische Überlegenheit über die Opposition
Die Freilassung von Bujak und anderen Oppositionellen ist die Krönung einer offenbar erfolgreichen politischen Strategie, die es verdient, in künftige Lehrbücher der Staatskunst aufgenommen zu werden. Es ist nicht nur ungewöhnlich, daß eine Regierung ihre Feinde aus einer Position der Stärke heraus freiläßt, es ist unter den gegenwärtigen Umständen sogar gerissen. Von Anfang an hatte Jaruzelskis Strategie darin bestanden, die Masse der Solidarnosc–Anhänger - und das hieß 1981 bei der Verhängung des Kriegsrechts fast das ganze polnische Volk - von jenen zu isolieren, die dem Protest eine politische Form geben konnten. Die Verhaftung Bujaks, des letzten frei gewählten Solidarnosc–Führers, dessen listige Freiheit von der Unzerstörbarkeit des Protestes kündete, war daher ein letzter schwerer Schlag. Ende Juni, wenige Wochen nach der Verhaftung Bujaks, konnte Jaruzelski auf dem 10. Parteitag der PVAP daher die Amnestie ankündigen. Die Führung der illegalen Solidarnosc erkannte die Gefahr und protestierte: Keiner werde eine Unterwerfungserklärung unterschreiben. Bujak zumindest hat das auch nicht getan und ist dennoch freigelassen worden. Da er nicht nur ein kluger, sondern auch ein standhafter Kämpfer ist, steht er jetzt unter einem Handlungszwang. Aber seine neuerliche Verhaftung, die so sicher ist wie das Amen in der Kirche, wird keine symbolische Dramatik mehr besitzen. Egal was er jetzt tut oder nicht tut, Gewinner wird die polnische Regierung sein. Die Lehre: Politische Oppositionsbewegungen müssen nicht nur mit dummen und brutalen Schlächtern, wie in Chile, der Türkei oder Rumänien, sondern auch mit Füchsen rechnen. Erhard Stölting
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