■ Was Sie schon immer über Fußball wissen wollten: Was macht eigentlich...?
Die Bremer Innenstadt an einem langen Donnerstag im Juli. In der exklusiven Herrenboutique „Rigo's Nouveau“ herrscht nicht gerade reger Kundenverkehr: „Es ist einfach zu warm zum Einkaufen“, erzählt Rigobert (immer, ohne dabei seine gute Laune zu verlieren. Während sich sein Blick fast ununterbrochen auf den Monitor, der das Ladeninnere anzeigt, richtet, beginnt er über seine Vergangenheit zu erzählen: „Ich hätte vielleicht eine ganz große Karriere machen können. In sämtlichen Ranglisten der Sportpresse war ich ganz vorne dabei“. Amüsiert zeigt er 2 dicke Aktenordner mit Zeitungsartikeln, die sein Vater gesammelt hat.
Er gehörte wohl wirklich zu den ganz großen Hofffnungen im deutschen Fußball. Mit Werder wurde er 1983 Vizemeister und er stand auch schon im Notizbuch des damaligen Bundesberti Jupp Derwall. Am 1. Mai 1984 im Pokalhalbflnale gegen Borussia Mönchengladbach passierte es dann: „Nach ca. einer Viertelstunde bin ich mit einem Spieler von Gladbach zusammengeknallt. War irgendwie eine unglückliche Situation“. Das Ergebnis dieses Unglücks war ein gerissenes Innenband und ein lädierter Außenmeniskus. Nach 7 Operationen in einem Zeitraum von ca. 2 Jahren gab Rigobert Gruber auf und stellte einen Antrag auf Sportinvalidität. Nach 120 Bundesligaspielen war es vorbei mit der Kicker-Karriere.
Die Idee eine Boutique zu eröffnen war schon während seiner aktiven Zeit geboren: „Schließlich wollte ich ja schon als Spieler eine eigene Kollektion auf den Markt bringen Die üblichen Ex-Profi-Jobs wie Trainer oder Sportartikelvertreter haben ihn nie interessiert.
Mit Werder hatte er erstmal abgeschlossen: „Die Leute waren zwar alle nett zu mir, aber das aufmunternde Schulterklopfen ging mir auf die Nerven“. Mittlerweile hat der 34-jährige wie der zu einer Gruppe grün-weißer Ballartisten regen Kontakt: Den modisch Interessierten. Die kaufen nämlich gerne bei ihm ein: „Der Ägypter Hany Ramzy ist heute ein sehr guter Kunde von mir“. Kein Wunder, denn bei Rigo's Niveau gibt es nicht nur schicken Fummel, sondern auch die nötige Portion Sprachgewandheit: „Hier kann er wenigstens Englisch sprechen, er ist ja nicht so dran' interessiert Deutsch zu lernen.“
Wenn es möglich wäre würde Rigobert Gruber den Laden sofort dicht machen und wieder Profi werden: „Ich hatte einfach nur Spaß und verdiente damit eine Menge Geld“. Heute hält er sich mit Prominentenspielen fit. Eine zeitlang hat er, sicherlich nicht nur aus Idealismus, beim unterklassigen TSV Verden gespielt. Das wurde ihm aber zu stressig: „Von Montagmorgen bis Samstagmittag im Geschäft stehen und sich dann am Sonntag von übermotivierten Gegenspielern die Knochen ruinieren lassen ? Nee, daß war nichts für mich“. „Rigo's Nouveau“ befindet sich trotzdem in der Knochenhauerstr.48.
Michael Kies
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