■ Kommentar: Was lange währt ...
Die Erfolgsquote des Oberbaudirektors ist gemeinhin gering, wenn es gilt, Investoren für sozialverträgliche Stadtplanungs-Vorhaben zu gewinnen. Umso größer ist nun das Staunen über die geplante Wiederbelebung der Altonaer Fußgängerzone. Warum dafür aber 25 Jahre verstreichen mußten, bleibt unverständlich. Widerstreitende Interessen von Anwohnern und Gewerbetreibenden hätten – bei demokratischer Planung und frühzeitiger Finanzmittel-Suche – längst beigelegt werden können. Für die Läden, die aus der käuferfreien Zone flohen oder dort pleite gingen, kommt die Lösung zu spät.
Aber nun wird ja alles gut. Uralte stadtplanerische Weisheiten werden zu brandneuen Erkenntnissen recycelt: Nebeneinander von Wohnen, Arbeiten und Versorgen lassen auf ein lebendiges Viertel hoffen. Kleine Ladenflächen statt riesiger Einkaufs-Hallen schützen den Einzelhandel vor Verdrängung. Und dann noch ein Investor, der sich schon bei den Planungen für das Ortszentrum Bahrenfeld und in Hammerbrook mit Wohn-Gewerbe-Kombi-Vorschlägen als erfreuliche Erscheinung erwiesen hat. Wenn die Altonaer Einkaufszone künftig trotzdem ums Überleben kämpfen muß, dann auch deshalb, weil in direkter Nachbarschaft der Konkurrenz-Konsumtempel „Mercado“ genehmigt wurde.
Der Oberbaudirektor aber wird seinen „großen Wurf“ zu nutzen wissen: Als Abbitte für investorenhörige Stadtplanungssünden am Holzhafen und anderswo. Vielleicht sollte sich Kossak statt überstürzter Alleingänge künftig für alle Projekte etwas mehr Zeit nehmen. Wenn auch nicht ein Vierteljahrhundert. Heike Haarhoff
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