■ Was heißt Preußen?: Militär, Spießigkeit und Arroganz
Frank Fiedrich, 27 Jahre, Student
Als erstes fallen mir zum Thema Preußen Gradlinigkeit und Nüchternheit ein. Und Friedrich der Große, der richtig wild zugeschlagen hat. Preußen wollte die Welt erobern. Man wollte anderen Leuten das eigene Gedankengut aufzwingen – und zwar auf militärische Art und Weise: durch Strenge, durch Drill. Die preußische Armee war ja bekannt über alle Ländergrenzen hinaus.
Ines Achtert, 28 Jahre, Kinderbetreuerin
Ich komme nicht aus Berlin, sondern aus Thüringen, und da konnte man die Preußen eigentlich überhaupt nicht leiden. Preußen ist für mich mich gleichbedeutend mit Berliner Arroganz. Alles, was nicht Berlin oder in der Nähe davon war, das waren für uns die Sachsen. Na ja, jetzt bin ich halt selber hier gelandet. Geschichtlich verbinde ich eigentlich gar nichts mit Preußen.
Erika Meyer, 59 Jahre, u.a. Hausfrau
Preußen als selbständiges Land mit einem König ist ja nun durch verschiedene Kriege untergegangen. Heute haben wir noch preußischen Kulturbesitz. Leider sind immer noch viele Leute stolz auf preußische Eigenschaften: Die Preußen sind immer so gradlinig und sagen so gerne „jawoll!“ und so weiter, ich finde das furchtbar. Multikulturelles und flexibles Leben ist viel schöner.
Johannes Preissner, 31 J., Textwissenschaftler
Preußen ist ein Gegenentwurf zu den französischen Lebenskünsten, es verweigert sich dem Savoir- vivre. Zum Glück ist Berlin heute vergleichsweise unpreußisch, obwohl man hier schon noch mit Mentalitäten konfrontiert wird, die es so im Westen nicht mehr gibt. Müßten nicht Überbleibsel wie Diepgen oder Landowsky durch das Gesetz der Alliierten aufgehoben sein?
Maximilian Schneider, 70 Jahre, Rentner
Das war ein ganz furchtbarer Staat! Weil er militärisch war. Und ein dummer noch dazu, denn es ging immer nur um Expansion. Die meisten Leute denken heute noch so, weil sie sich einfach nicht umstellen können. Man sollte nicht daran denken, andere Länder zu erobern, sondern daran, friedlich miteinander zu existieren. Diese Welt ist nicht dazu da, sich zu bekämpfen.
Claudia Krimmer, 19 Jahre, Abiturientin
Zu Preußen fällt mir eigentlich nicht viel ein – nur das Schloß Sanssouci, dann Friedrich der Große. Na ja, das ist Vergangenheit, glücklicherweise: Die Monarchie ist verschwunden. Es gibt vieles, was an einer Monarchie nicht gut ist, da gab es viel Unterdrückung, aber romantisch ist es schon, einen König zu haben. Was von Preußen geblieben ist? Spießigkeit! Spießig sind wir Deutschen immer noch.
Umfrage: Holger Wicht
Fotos: Lena Szankay
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