Neue Platten
: Was früher mal Das Zuckende Vakuum war, hört heute auf den Namen Masonne. Geblieben ist der Sinn für eine architektonische Organisation von Musik

Masonne „10 Fake Ids“ (Sinnbusrecords/Al!ve)

Namen öffnen ja immer gleich auch Assoziationsräume. Sie klingen für sich und sie klingen nach was, und manchmal hat man sich wohl einfach an dem einen, an dem seinen satt gehört. Das Zuckende Vakuum war also mal, und damit der Name mit seiner existenzialistischen Struwwelpeterattitüde; jetzt nennen sich die Berliner Indierocker Masonne, und das klingt doch gleich ruhiger. Runder auch.

Begleitet wird der Neustart von dem nun erscheinenden „Debütalbum“ „10 Fake Ids“ – nach immerhin bereits acht Alben, Singles und den sonstigen Samplerbeiträgen unter dem alten Namen. Dazu die weiteren Arbeitsfelder der Musiker der Band: Gitarristin/Sängerin Tonia Reeh betreibt nebenher ihr Soloprojekt namens Monotekktoni und hat damit vor kurzem erst die Platte „Tonfalle“ vorgelegt, der Bassist Marcel Türkowsky spielt mit F. S. Blumm und Jan Thoben bei Kinn. Am Schlagzeug von Masonne sitzt Martin P. Funk.

Der neue Name meint aber noch nicht unbedingt eine Neuorientierung und ganz bestimmt kein Trendhopping. Auch wenn anderswo in der Stadt gerade vor allem die Trümmer von Punk und Wave als neues Lieblingsspielzeug für einen launigen Taumel zwischen Posen und Positionen entdeckt werden, gibt es auf „10 Fake Ids“ so gar nicht modisch ein stilles Arbeiten an einem last years’s model, das doch ein wenig in Vergessenheit geraten ist. Was gar nicht von ungefähr kam: Denn auf diesem Spielfeld wollte man sich gerade in die Musik und nur die Musik hineinknieen, um genau darin zu einer Konsequenz zu kommen – eine musikalische Konsequenz, die dann vielleicht auch wieder mit Außermusikalischem kurzgeschlossen werden könnte, während die wechselhaft aufgeflaggten Trends hier eher skeptisch aus den Augenwinkeln betrachtet wurden. Also das Spielfeld von Hardcore als das eigentliche Thema mit seinen strategischen Variationen dann im Postrock.

Die Namen, die Masonne selbst als vorbildhaft in die Runde bringt, bilden den passenden Rahmen dafür: Slint und Shellac, Fugazi, Sonic Youth oder auch Motorpsycho, und alle diese Bands stehen auch für das Architektonische in der Musik. Für ein präzises Bauen und Schichten von Sound, mit einem Sinn für Massen und für die Statik in den Songs. Auch für die Fugen, die zwischen den einzelnen Bauteilen Leerstellen schaffen. Kleine Pausen. Strukturierende Zäsuren. Alles da bei Masonne und fachgerecht eingerichtet in den elf Liedern des Albums, die auch auf die gesammelte Indierockerfahrung vertrauen dürfen, dieses Flüstern & Schreien, nur dass die Emotionalität nicht mehr ganz vorn auf der Zunge getragen wird.

Das konvulsivische Zucken ist diszipliniert und zu einer Schubkraft gebündelt, die sich gar nicht mehr so verzetteln will. Weiter ein Drängen, nicht unbedingt wirklich entspannt. Dass die Songs aber an verschiedenen Stellen des Albums auch manchmal so klingen, als würden sie sich gern mal eine Joni-Mitchell-Platte auflegen, das steht der Musik von Masonne doch gut. Ruhiger. Runder. Releasedatum der Platte am 21. Juni. www.masonne.deTHOMAS MAUCH