: Was fehlt
Ein Glückwünsch. Marcel Reich-Ranicki, der lauteste Verreißer heimischer Prosa und Lyrik, hütet seine Zunge. Persönlich will er nicht dem Autor der Blechtrommel zum Literaturnobelpreis gratulieren. Gleichwohl stimmte er im Spiegel versöhnliche Töne an: „Mein lieber Günter Grass, Sie sind es, Sie sind doch der Größte!“
Ein Tischtuch. Doch Grass fühlt sich nicht genug von Reich-Ranicki umworben, lässt er in der Woche verlauten. Mit dem Spiegel-Titel aus dem Jahr 1995, auf dem Reich-Ranicki in einer Fotomontage Grass' Roman „Ein weites Feld“ zerfetzt, habe der Kritiker das Tischtuch zwischen ihnen beiden zerrissen. Wenn es gegen dessen Willen entstanden sei, hätte er es verhindern müssen.
Und darauf ein Butt. So können die beiden Männer nicht zusammenkommen. Günter sieht Marcel von Stichwortgebern umstellt, Marcel unterstellt Günter gekränkten Narzissmus: „Sein Verhältnis zu mir hängt immer nur davon ab, wie ich sein letztes Buch beurteilt habe. Das ist das Übliche bei allen Autoren.“ Den letzten und einzigen Butt bekam Marcel von Günter in den 50ern serviert.
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