: Was er kriegen konnte
■ Ex-Klinikchef begann krumme Geschäfte kurz nach Dienstantritt / Schon 1977 erste Schmiergelder kassiert
Wir müssen einräumen: Über Aribert Galla haben wir uns geirrt. Wir haben falsch gelegen, als wir annahmen, der ehemalige Verwaltungschef der St. Jürgen Klinik habe erst in den letzten Jahren seiner 12jährigen Amtszeit sein kärgliches Beamtengehalt durch ordentliche Schmiergelder aufgebessert. Seit gestern wissen wir und der Untersuchungsausschuß St.-Jürgen-Straße: „Aribert Galla nahm schon kurz nach seiner Einstellung, „was er nur kriegen konnte“, wie es gestern der Zeuge Heinrich Nieweg ausdrückte.
Heinrich Nieweg war 1977 Geschäftsführer eines medizinischen Geräteherstellers in Bielefeld. In dieser Eigenschaft versuchte er, Galla sieben Klimaanlagen für das Krankenhaus zu verkaufen, die für keimfreie Luft in den Operationssälen sorgen
sollten. Gesamtvolumen des Auftrags: 2,9 Millionen Mark. Galla hatte nichts gegen das Geschäft, ließ aber durchblicken, bei ihm seien „Provisionen“ für die Auftragserteilung durchaus üblich. Aribert Galla dachte so an 100.000 Mark, ließ sich schließlich auf 40.000 herunterhandeln, fällig in zwei Raten und selbstverständlich in bar.
Und, wußte der Zeuge Nieweg: Kleine Aufmerksamkeiten erleichterten auch weitere Geschäfte mit Aribert Galla. Skrupel habe Galla dabei nicht gekannt. Über solche Dinge rede er mit dem Senator am Kamin, habe Galla ihm einmal privatauf dem heimischen Ledersofa anvertraut, nicht ohne darauf hinzuweisen, daß das Sofa sich auch einer „guten Geschäftsbeziehung“ verdanke. Und wenn über die jemand allzu laut plaudere, verfüge er im
mer noch über eine „kräftige Truppe“.
kvr
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