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Warum soll Lill nicht nach Berlin?

■ Peter, Dagmar, Helga, Klaus & Claus — eine ganz unnötige Beziehungskiste

Er ist ein fleißiger Mann, der Peter Sakuth, kommt regelmäßig zum Ortsverein und ist auch sonst dauernd an der Basis zu sehen — mit diesem Appell hatten Vertreter der SPD im Unterbezirk Bremen-West im vergangenen Herbst dafür gestritten, daß „ihr Peter“ Senator bleiben darf. Das war bekanntlich zu kurz argumentiert. Seine SPD bot sein Amt des Senators für Inneres und Sport wie Sauerbier der FDP an.

Als ex-Sportsenator sei er wenigstens für den Posten des Sport-Deputationssprechers die erste Adresse, dachte Sakuth. Fehlanzeige - auch dieses Amt war der SPD nicht wichtig, sie überließ es der CDU und deren ehrgeizigen Jens Eckhoff. Sakuth war stinkesauer und lehnte es sogar ab, sich für das Amt des stellvertretenden Deputationssprechers zur Verfügung zu stellen, das blieb an Claus Dittbrenner hängen.

Fleiß im Unterbezirk qualifiziert eben nicht unbedingt für die Contrescarpe, eher schon für den Vorsitz des Unterbezirks. Sakuth will dorthin zurück, wo er sich geliebt und gut aufgehoben fühlt — an seine Basis im UB West. Und den UB-Vorsitz hatte er doch nur freigemacht, weil er Innensenator werden konnte. Also wäre es doch ungerecht...

Nur: Dagmar Lill sitzt auf dem Sakuth-Posten. Doch hat jedoch in kluger Einschätzung ihres politischen Gewichtes und der Lage im Unterbezirk West schon einen Rückzieher gemacht und erklärt: Sie kandidiert für das Vorsitzenden-Amt nicht wieder. Sie will sich so Anfang März um den Fall Sakuth verdient machen und verspricht sich dafür den Dank der Partei, wenn am 28. März der Landesvorstand der SPD neu gewählt wird.

So einfach hatte es Dagmar Lill der neuen grünen Senatorin Helga Trüpel nicht gemacht. Lill ist nämlich von Beruf Leiterin der „Zentralstelle für die Integration zugewanderter Bürgerinnen und Bürger“ und gehört neuerdings zum grünen Kulturressort. Trüpel wollte die Zentralstelle zur Abteilung ihres Ressorts machen und erklärte Lill öffentlich zum Versorgungsfall, um den sich zu kümmern der Bürgermeister versprochen habe. Klaus Wedemeier war stocksauer, daß das vertrauliche Hilfsangebot so herausposaunt wurde, und machte einen Rückzieher: Trüpel müsse selbst sehen, auf welche B3-Stelle sie Lill wegloben könne. Beamtenrechtlich ist da nichts zu drehen. Das heißt: Die Zentralstelle bleibt, und Dagmar Lill wird zusätzlich noch Abteilungsleiterin bei Helga Trüpel. So hatte sich die Grüne das „Mitmischen“ in der Regierung nicht vorgestellt!

Dabei wäre alles so einfach gewesen, wenn man die Lill zur Vertreterin Bremens nach Berlin gelobt hätte. Der Posten ist doch noch vakant, Trüpel und Wedemeier hätten sich versöhnt in den Armen liegen können, aber wer fragt schon Rosi Roland

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