piwik no script img

Walesas Stammtischattacke

■ Erneute Angriffe gegen polnische Intellektuelle

Warschau (dpa/taz) — Ein schlechter Verlierer ist Polens Staatspräsident Lech Walesa allemal. Weil er letztens in der Auseinandersetzung um eine neue Wahlordnung im Parlament unter anderem von den Abgeordneten der Partei des ehemaligen Ministerpräsidenten Tadeusz Mazowiecki überstimmt worden war, holte Walesa am Sonntag zum verbalen Gegenschlag gegen die Intellektuellen um Mazowiecki aus. Denen warf er vor, durch übertriebenes Pochen auf Demokratie in Polen die Anarchie zu fördern.

Auf einer Kundgebung nach einem Gottesdienst in Danzig (Gdansk) versicherte er, jetzt dürfe das Volk sich nicht in die Irre führen lassen und müsse bei den Parlamentswahlen im Oktober Leute wählen, „die euch gut vertreten“.

Die alten kommunistischen Kräfte setzten zum Gegenangriff an, „und es ist eine Tragödie, daß manche von links sich ihnen angeschlossen haben“, meinte er in Anspielung darauf, daß bei der Abstimmung um die Wahlordnung die Partei Mazowieckis zusammen mit den ehemaligen Blockparteien das Veto des Staatspräsidenten überstimmt hatte.

Nach seinen letzten öffentlichen Versammlungen seien die Intellektuellen „beleidigt“. „Aber ich werde mich weiter mit euch treffen. Laßt sie beleidigt sein, laßt sie schreien, laßt die Leute der Kultur weiter wenig Kultur zeigen, das ist Recht und Freiheit“, rief er aus.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen