: Wahlverwandtschaften
Ein neugeborenes Lamm wurde von seiner Herde im Stich gelassen. Aber es fand Gott sei Dank neue Eltern. Eine wahre Geschichte über die Herzlosigkeit unter Blutsverwandten von Karl R. Müller (Text & Fotos vom Video) nach einer NDR-Idee („Das!“-Redaktion)
von KARL R. MÜLLER (Text & Fotos vom Video) nach einer NDR-Idee („Das!“-Redaktion)
Böh, meine Damen und Herren. Mein Name ist Jimmy, ich bin gerade vier Wochen alt geworden … Vor zwei Wochen bin ich hierher gekommen, ins Tierheim Celle. Weil ich fast verhungert aufgefunden worden war. Keine Ahnung, was da los war. Ich war ja erst zwei Wochen alt … Ich habe zwei Mütter und zwei Väter: Rexa, die Dobermannhündin, Spike, den Pitbullrüden und Roman und Julia, zwei Menschen. Die sind viel besser als eine Herde mit Schafen … Julia Reinhart und Roman Thönies haben mich aufgepäppelt. Und Rexa passt auf, dass mir niemand etwas zuleide tut … Neulich hörte ich, wie die beiden Menschen sich über “Auswilderung“ unterhielten. Und seitdem schleppen sie mich dauernd ins Freigehege zu Tieren, die meine “Artgenossen“ sein sollen … Aber im Wohnzimmer auf der Couch ist es viel schöner als draußen im Stall. Oder draußen auf der Wiese. Und außerdem mag ich meine vier Eltern sehr. Die kümmern sich um mich. Und wissen Sie was? Die Schafe können mich mal! Die haben mich allein gelassen, nun will ich sie auch nicht mehr. Was Besseres als den Tod finde ich allemal. … Böh!
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