■ Daumenkino: Wahlverwandt- schaften
Was für ein eleganter Anfang: Eine Statue wird vom Grund des Meeres geholt, dann steht sie auf einer Galerie, an der die Zuschauer vorbeiflanieren, Carlotta und Eduardo treffen sich, und schon sind sie verheiratet. Fünf Minuten Film, in denen unglaublich viel passiert. Der Anfang ist ein Versprechen, der Rest – bittere Enttäuschung. Die Lektüre von Goethes „Wahlverwandschaften“ muß den Brüdern Taviani für den (doch sicher ungebildeten?) Zuschauer so unzumutbar verworren erschienen sein, daß sie ihn fest entschlossen wie eine Amme bei der Hand nehmen: Eduardo wirft einen sehnsuchtsvollen Blick – wohin, können wir nicht sehen, doch wir wissen schon lange, daß er Ottilia liebt... Ah, richtig! Das nächste Bild zeigt uns, wie Ottilia leidenschaftlich zurücksieht. Was sich zu Beginn des Films elegant ineinanderfügt, wird plötzlich abgehackt in Einzelteilen serviert. Der Fotoroman zum Buch. see
„Wahlverwandschaften“. Regie: Paolo und Vittorio Taviani
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