geben und nehmen auf dem planeten fifa : Wahlhelfer hält Hof im Betonbauch
Wenn morgen, am Freitag, nach dem Spiel der Italiener gegen die Ukrainer wieder eine Pressekonferenz im Betonbauch des Hamburger Stadions ansteht, dann freuen sich die Journalisten nicht auf die Trainer und den Spieler des Tages, sondern vor allem auf den Conferencier der Veranstaltung: Emmanuel Maradas aus dem Tschad. Es hat sich herumgesprochen, dass die Auftritte des „Fifa Media Officer“ ein Ereignis sind.
Wirklich schade, dass Maradas’ Moderationen nicht live im Fernsehen ausgestrahlt werden. Der bullige Kahlkopf spricht zwar nur radebrechend Englisch, aber das hält ihn nicht davon ab, im Stile eines Potentaten auf dem Podium zu walten. „Ask Lippi“, eröffnete er neulich die Fragerunde mit dem italienischen Coach, auf den er morgen nun wieder trifft. Fragen dürfen zuerst die Frauen im Raum. Dann die Männer, aber nur die, die Maradas lässt.
„I don’t gave you the word“, herrschte er neulich einen russischen Korrespondenten an, als hätte er es gewagt, Gotteslästerung zu betreiben, d. h. die Fifa zu kritisieren. Oleg Blochin stellte der gestrenge Maradas unlängst als „Alex“ Blochin vor, den Ukrainer Kalinichenko als Kachenko.
Egal, Maradas, der gestrenge Mediengeneral, hat andere Qualitäten – was auch Fifa-Boss Joseph Blatter schätzt. Maradas ist treuer Zuträger des Schweizers. Die Gefolgschaft zahlt sich aus. Vor ein paar Jahren, am 28. September 1998, erhielt Maradas 5.000 englische Pfund – Geld, das Blatter aus der eigenen Tasche gezahlt haben will, weil der Afrikaner in seinem „Wahlhelferkomitee“ gewesen sei. Maradas ist von Hause aus Journalist. Er gibt das Magazin African Soccer heraus, das durch Blatters Einfluss, wie Insider berichten, von Europa aus mit Anzeigen beliefert worden sein soll. Maradas, das ist seinem Blatt zu entnehmen, hält seinen Gönner für ein Geschenk Gottes an die Fußballwelt.
Ja, es herrscht ein Geben und Nehmen auf diesem Planeten. Ask Lippi! MARKUS VÖLKER