Wahlen in den USA: Die Macht des Elon Musk
Als X-Chef hat sich Elon Musk auf die Seite von Donald Trump gestellt. Von dessen Wahlsieg profitiert auch Musk. Er soll womöglich eine Rolle in Trumps Regierung spielen.
Elon Musk, ebenfalls Leiter des E-Automobilkonzerns Tesla und des Raumfahrtunternehmens SpaceX, gilt mit einem geschätzten Vermögen von über 260 Milliarden Dollar derzeit als reichster Mann der Welt. Die Tesla-Aktie, von der sein Reichtum abhängt, war kürzlich stark gestiegen. 2022 kaufte der Milliardär Twitter, strukturierte das Unternehmen radikal um und änderte den Namen in X.
Seitdem ist Musk selbst einer seiner aktivsten Nutzer – und, seit einiger Zeit: einer der glühendsten Unterstützer Donald Trumps. In hoher Frequenz postet er politische Inhalte, häufig zugunsten Trumps, häufig gespickt mit rechter Ideologie.
Der NGO Center for Countering Digital Hate (CCDH) zufolge erreichten Musks Posts seit Juli dieses Jahres rund 17,1 Milliarden Views – mehr als doppelt so viel wie alle US-Wahlkampfanzeigen auf X im gleichen Zeitraum zusammen. Anzeigen mit dieser Reichweite hätten laut der Organisation einen Gegenwert von rund 24 Millionen US-Dollar. Musk selbst zufolge erreichten die Nutzungszahlen auf X am Wahltag Rekordwerte.
Wahlbetrugsvorwürfe im Netz
Im Vorfeld der Wahlen waren in den sozialen Medien vermehrt Betrugsvorwürfe verbreitet worden. „Viel Gerede über massiven Betrug in Philadelphia. Die Strafverfolgung ist unterwegs“, schrieb Donald Trump am Dienstag auf seinem eigenen Netzwerk Truth Social.
Keine Überraschung, antworten Nutzer*innen. Denn: im Swing State Pennsylvania sah es da kurzzeitig schlecht aus für Trump. Inzwischen ist klar, dass Trump Pennsylvania für sich gewinnen konnte. Seth Bluestein, City Commissioner von Philadelphia, widersprach Trumps Darstellung scharf, an den Vorwürfen sei „absolut nichts dran“.
Besonderes Aufsehen erregte, wenig überraschend, auch Elon Musk selbst. Der hatte als Gast bei dem Podcaster und Komiker Joe Rogan am Montagabend abermals seine Unterstützung für Trump bekräftigt. Er sagte: „Wenn wir nicht Trump wählen, denke ich, dass wir die Demokratie in diesem Land verlieren werden.“ Auf Youtube wurde die Episode von Rogans Podcast inzwischen mehr als 11 Millionen mal angeschaut. Rogans zugehöriger Tweet vom Dienstag, in dem er ebenfalls seine Unterstützung für den Republikaner zum Ausdruck brachte, kam sogar auf über 45 Millionen Views.
Musk bekommt womöglich Rolle in Trumps Regierung
Durch seine Aktivität in den sozialen Medien sichere sich Musk politischen Einfluss, sagt Miro Dittrich, Geschäftsführer des Center für Monitoring, Analyse und Strategie (Cemas,) der taz: „Elon Musk sieht seine Plattform als politisches Projekt und hat damit massiv in den Wahlkampf eingegriffen. Er hat den Algorithmus so geändert, dass seine eigenen Beiträge, die durch Desinformationen zu Wahl und den aktiven Wahlkampf für Donald Trump geprägt waren, priorisiert ausgespielt werden.“
Trump kündigte bereits an, Musk könne womöglich eine Rolle in seiner Regierung spielen. In einer Art „Department of Government Efficiency“ solle er mit der Prüfung von Regierungsausgaben betraut werden. Dittrich sieht das äußerst kritisch:
„Elon Musk ist ein extrem schlechter Arbeitgeber. Wenn er eine Rolle in der Regierung spielen würde, würde das zu extrem schlechten Arbeitsbedingungen führen. Seine Pläne sind libertäre Pläne.“ Außerdem sagt Dittrich: „Zum anderen ist es so, dass Musk viele Organisationen leitet, die Verträge mit dem amerikanischen Staat haben. Würde er hier eine Rolle einnehmen, könnte er sich selbst kontrollieren.“
Noch ist über ein etwaiges Amt Musks nichts entschieden. Bei seiner Siegesrede am Mittwoch fabulierte Trump jedoch bereits über die Großartigkeit von Musks Raketenprogramm. Er pries den selber nicht anwesenden Musk für seine Mithilfe während der Hurrikans, nannte ihn ein „Genie“ und sagte: „A star is born: Elon!“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Eine Chauffeurin erzählt
„Du überholst mich nicht“
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Kompromiss oder Konfrontation?
Flexible Mehrheiten werden nötiger, das ist vielleicht gut
SPD im Vorwahlkampf
Warten auf Herrn Merz