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Wahlen angefochten

■ Muslime wollen Abstimmung in der Serbenrepublik nicht anerkennen

Sarajevo (dpa/AP) – Die Regierungspartei SDA des bosnischen Präsidenten Alija Izetbegović will die Abstimmung in der Serbenrepublik in Bosnien vom vergangenen Wochenende nicht anerkennen. Als Grund dafür nannte die SDA-Führung in einem Schreiben an den UNO-Sicherheitsrat „schwere Unregelmäßigkeiten und fehlende Voraussetzungen für freie und faire Wahlen“. Die internationale Gemeinschaft wurde aufgefordert, die Wahlen auf serbischem Gebiet zu annullieren.

Bei Mostar wurden in kroatischen Gebieten Busse muslimischer Flüchtlinge mit Steinen beworfen. Auf das Haus des Wahlleiters des mittelbosnischen Ortes Bugojno wurde ein Handgranatenanschlag verübt, bei dem niemand verletzt wurde. Laut bosnischem Rundfunk wurde ein Wahllokal in dem Dorf Felatici nordöstlich von Sarajevo von bosnischen Serben beschossen. Auch hier sei niemand verletzt worden.

Knapp 2,9 Millionen Muslime, Kroaten und Serben waren am Samstag aufgerufen, bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen ihre Stimme abzugeben. Knapp 850.000 von ihnen, im Ausland lebende Flüchtlinge und Vertriebene, hatten schon zwei Wochen vorher die Gelegenheit erhalten, per Briefwahl abzustimmen. Vor allem die Flüchtlinge und Vertriebenen nutzten ihr Stimmrecht nur zu einem geringen Teil, berichteten gestern die internationalen Organisationen in Sarajevo.

Anstelle der erwarteten rund 100.000 geflohenen Muslime und Kroaten fuhren nach Erkenntnis der Bosnien-Friedenstruppe Ifor nur rund 20.000 Menschen zu den Stimmlokalen in ihren Heimatorten in der Serbenrepublik. In die Gegenrichtung fuhren „einige tausend“ Menschen. Für die Abstimmung der Flüchtlinge waren auf muslimischer Seite über 700 Busse bereitgestellt worden, während die Ifor 19 Zufahrtstrecken abgesichert hatte. Befürchtete Zwischenfälle blieben aus. Ein Sprecher des UNO-Flüchtlingskommissariats, Mans Nyberg, äußerte sich enttäuscht. Falls dies das Ergebnis von Furcht sei, wäre das bedauerlich. Sollte es jedoch auf Apathie zurückzuführen sein, ließe das für die Zukunft Bosniens nichts Gutes erwarten.

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