: Wade hadde dudde da?
Kapitän Ballack fällt aus, und DFB-Trainer Klinsmann bekämpft den Verdacht, Costa Rica sei nur ein Gurkenteam
AUS BERLIN MARKUS VÖLKER
Wie steht es um die Wade der Nation? Schlecht steht es um sie. Die Wade hat sich noch immer nicht „vom Schlag gegen Kolumbien“ erholt. Seit diesem Spiel hat sich ein „hartnäckiger“ Bluterguss in ihr eingenistet. Selbst die Heilkräfte des bedeutenden Arztes Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt konnten nichts ausrichten gegen das Weh der Wade. Zuletzt ist sogar ein Bioenergetiker zum Einsatz gekommen, der mit Wunderwasser den maladen Muskel in Balance bringen sollte.
Auch das ist offenbar fehlgeschlagen. Die Wade, die zu Michael Ballack gehört, kann wohl im Eröffnungsspiel gegen Costa Rica (18 Uhr, ZDF und Premiere) nicht auflaufen. Das verkündete Jürgen Klinsmann gestern Vormittag. Ist das schlimm fürs deutsche Team, gar eine kleine Katastrophe? Ach was, sagt der Bundestrainer. „Es wird nicht das letzte Mal sein, dass uns ein Spieler verloren geht. Das ist kein Problem, weil wir Vertrauen in alle anderen haben.“ Klinsmann hat ja bekanntlich alle Positionen doppelt besetzt. Nun schlägt voraussichtlich die Stunde von Tim Borowski, der neben Schweinsteiger im offensiven Mittelfeld antreten könnte.
Klinsmann erwähnte auch noch den Namen Sebastian Kehl. Der Profi aus Dortmund ist eher defensiv orientiert. Wer weiß, was Klinsmann so alles ausheckt. Seinen Verlautbarungen ist nicht wirklich zu trauen. Anfang der Woche verkündete er im Brustton der Überzeugung, sein Kapitän werde spielen gegen Costa Rica. Das gleiche Theater hatte sich schon im Genfer Trainingslager abgespielt, als er Ballack, der sich in einem Testspiel am Knöchel verletzt hatte, erst gesundgebetet – und dann wieder krankgeschrieben hatte.
Man könnte es so sehen: Klinsmann setzt das (nahe liegende) Wadl-Thema – und die Medien betreiben ein vorschriftsmäßiges Ballyhoo um Ballack und mutmaßen, ob ein Ausfall des Neo-Insulaners überhaupt zu verkraften sei. Die Fußballberichterstattung ist in diesen Tagen voll von spekulativen Elementen und schrägen Expertisen. Aber das gehört im Vorfeld einer WM dazu wie eine Rede vom Blatter Sepp zum Eröffnungsspiel. Klinsmann sagt derweil: „Michaels Probleme sind für uns kein Beinbruch. Für uns ist das eine zusätzliche Motivation, denn Borowski und Kehl laufen jetzt auf Hochtouren.“
Das will das Team auch im Münchner Olympiastadion. Der Plan ist, von Anfang an munter anzugreifen und die Herzen der Zuschauer stürmend zu gewinnen. Das Passspiel zwischen Rasenfläche und Tribüne soll mit einem klaren Erfolg der Deutschen enden.
Zuletzt ist ein bisschen der Eindruck entstanden, man hätte es mit einem Gegner minderer Güte zu tun und es sei nur noch offen, wie hoch der Sieg ausfalle. Gegen diese landläufige Meinung kämpfte Klinsmann gestern tapfer an: „Die werden auf alles losgehen, was sich bewegt.“ Viel Arbeit erwarte seine Mannschaft, das Match könnte „ein Geduldsspiel“ werden, schließlich habe Costa Rica in der WM-Qualifikation 3:0 gegen die USA gespielt, ein Ergebnis erzielt, das Respekt einflößend sei. Auch Miroslav Klose, der Stürmer, warnte: „Wir müssen von der ersten Minute an Vollgas geben und richtig hohes Tempo gehen.“ Also den Fußball spielen, „den, wo der Trainer sich vorstellt“.
Michael Ballack wird mit nach München reisen und „sich weiterhin intensiv behandeln lassen“. Dass sich der Kapitän von Kurt Schweinberger, dem Bio-Schweini sozusagen, mit Wunderwässerchen behandeln lässt, sei okay, sagte Klinsmann, obwohl er den Mann nicht kenne. „Wir handhaben das locker, wenn jemand eine zweite Meinung konsultieren will, steht ihm das offen.“ Die Therapie geht im Übrigen so: Der Obskurant, ein Vertrauter Ballacks in medizinischen Dingen, misst mit Elektroden Schwingungen in dessen Körper, speichert sie im Laptop ab. Dann rührt er sein wirkmächtiges Wasser an und bringt es in Schwingung. Ballack trinkt und gesundet. Nun ja, fast.
Der Kapitän, „unser Leader“ (Klinsmann), soll aber angeblich nur dieses eine Spiel ausfallen. Er müsse nun den Trainingsrückstand aufholen, „doppelt so viel machen“ wie die anderen. Denn nur fitte Spieler haben bei Klinsmann eine Chance. Sagt Klinsmann.
Die Fitten, Durchtrainierten und Gesunden sollen sich gegen Costa Rica „zerreißen“, fordert der Bundestrainer. Wenn das mal nicht zu Wehwehchen und argen Auas führt.