: Wackelige Lage des Präsidenten
■ Bill Clinton dementiert noch einmal jede sexuelle Beziehung zu Monica Lewinsky. Heute will der US-Präsident zur Lage der Nation sprechen - die Ermittlungen gegen ihn laufen weiter
Washington (AFP/AP/taz) – „Ich habe keine sexuelle Beziehung zu dieser Frau, Miss Lewinsky, unterhalten. Ich habe nie in meinem Leben jemanden dazu angehalten, nicht die Wahrheit zu sagen. Diese Anschuldigungen sind falsch, und jetzt gehe ich und arbeite weiter für das amerikanische Volk.“ Mit diesem kategorischen Dementi bestritt US-Präsident Bill Clinton gestern erneut die gegen ihn erhobenen Vorwürfe – und begab sich zurück an seinen Schreibtisch, weil er weiter an seiner Rede zur Lage der Nation arbeiten wolle, die er heute abend halten wird.
Clinton stand unter großem Druck von Freunden und Kongreßmitgliedern, vor seiner heutigen Rede die Atmosphäre zu seinen Gunsten zu verbessern. Die New York Times berichtete, Clintons Popularität sei laut einer Umfrage seiner eigenen Meinungsforscher um 15 Prozentpunkte zurückgegangen. Nach einer Umfrage von Newsweek befürworten die meisten Befragten ein Amtsenthebungsverfahren, falls sich die Vorwürfe gegen Clinton erhärten sollten, er habe unter Eid gelogen oder die 24jährige Ex-Praktikantin Monica Lewinsky zum Meineid angehalten.
Der Fernsehsender ABC berichtete am Sonntag, Sonderermittler Kenneth Starr gehe Zeugenaussagen nach, wonach Clinton und Lewinsky im Frühjahr 1996 im Weißen Haus in flagranti ertappt worden seien. Daraufhin sei sie ins Verteidigungsministerium versetzt worden. Der Augenzeuge sei ein Angestellter des Weißen Hauses gewesen. An anderer Stelle war von einem Sicherheitsbeamten die Rede. CNN berichtete, die für heute vorgesehene Aussage der 24jährigen vor einer Bundesanklagekammer werde möglicherweise verschoben.
Bei den Ermittlungen ist auch die Wohnung Lewinskys durchsucht worden. Ihr Anwalt William Ginsburg teilte am Sonntag mit, bei der einvernehmlich vorgenommenen Durchsuchung habe Sonderermittler Kenneth Starr unter anderem den Computer der jungen Frau und einen von Clinton signierten Gedichtband sichergestellt. Seine Mandantin werde alles über ihren Aufenthalt im Weißen Haus aussagen, sobald ihr Straffreiheit zugesichert werde, erklärte Ginsburg, erhielt dafür jedoch zunächst keine Zusage.
Eine ehemalige Kommilitonin Lewinskys, die Schwedin Linnea Franzen, sagte der Zeitung Aftonbladet, die 24jährige sei eine „krankhafte Lügnerin“. Sie habe schon am College eine Affäre mit einem Lehrer erfunden, „von der jeder wußte, daß sie nicht stimmt“.
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