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Wachstum trotz globaler Flugangst

Verband der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie fordert nach den Anschlägen in den USA mehr Koordination und staatliche Hilfe. Trotzdem ist die Flugzeug- und Rüstungsbranche zuversichtlich. Militärausgaben sollten noch stärker steigen

von REINER METZGER

Die Anschläge vom 11. September haben die Luftfahrtindustrie weniger getroffen, als man gemeinhin annehmen könnte. Der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) forderte zwar gestern mehr Geld vom Staat und eine EU-weite Koordination der Hilfen für Fluglinien. Doch nur vereinzelte Zahlen waren wirklich dramatisch.

Getroffen sind vor allem die Fluggesellschaften: auf den Nordatlantik-Routen brach das Passagieraufkommen um mehr als ein Drittel ein, innerhalb Europas etwa um zehn Prozent. Doch für die Flugzeugbauer hat das höchstens Auswirkungen, wenn einige Fluglinien pleite gehen und als Kunden ausfallen. Ansonsten hat Airbus seine Kapazitäten lediglich eingefroren – das heißt, es werden weiterhin etwa 340 Airbusse pro Jahr ausgeliefert, obwohl eigentlich die Kapazität auf 390 Stück ausgebaut werden sollte.

Auf lange Sicht rechnete Rainer Hertrich, neu gewählter Präsident des BDLI, gestern weiterhin mit einem Wachstum des Flugaufkommens von fünf Prozent pro Jahr. Für die Überwindung des derzeitigen Tiefs müsse allerdings die Hilfe für die Fluglinien schleunigst europaweit koordiniert werden, damit die US-Airlines mit ihren milliardenschweren Soforthilfen nicht einige EU-Konkurrenten aus dem Markt drückten.

Die Luft- und Raumfahrt erwirtschaftete im Jahr 2000 mit rund 70.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 28,9 Milliarden Mark. Das ist im Vergleich mit anderen Branchen nicht die Welt, bringt aber ein Sechstel des deutschen Handelsüberschusses, weil zwei Drittel der Güter in den Export gehen.

Eng verzahnt ist die Luftfahrt traditionell mit der Rüstung. In den Militärabteilungen der Industrie halbierte sich die Zahl der Beschäftigten in Deutschland seit 1989 auf gut 19.000. Deren Betriebe wittern nun angesichts des „erhöhten Sicherheitsbewusstseins“ weltweit ein wenig mehr Geld vom Staat. Die Absicht der Bundesregierung, den Verteidigungshaushalt ab 2003 um 1,5 Milliarden Mark aufzustocken, sei ein „ermutigendes Signal“, so gestern der BDLI. Laut Industrie- und Militärschätzungen wären aber jährlich zwei bis drei Milliarden Euro nötig, um die nötigsten Investitionen zu bezahlen: neue Waffen, Kommunikationstechnik, das neue Transportflugzeug Airbus A400M und Satelliten.

Hier fordern die Industriefunktionäre vor allem dringend, dass die europäischen Verteidigungsminister ihre Beschaffung vereinheitlichen: Dann würden Flugzeuge und Raketen in größerer Stückzahl hergestellt und die Preise der EU-Rüstungsfirmen könnten eher mit den Amerikanern mithalten. US-Firmen verbuchen derzeit 70 Prozent des weltweiten Rüstungsumsatzes und ergattern auch 42 Prozent der europäischen Rüstungsausgaben.

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