: Wachsender Extremismus und Kriminalität in der DDR bedenklich
Berlin (dpa/taz) - In der DDR haben extremistische Aktivitäten und die Kriminalität in der ersten Hälfte dieses Jahres in einzelnen Bereichen stark zugenommen. Die Zahl der Raub- und Erpressungsfälle hat sich nach Angaben des Zentralen Kriminalamtes im Vergleich zum ersten Halbjahr 1989 auf rund 700 verdoppelt. Außerdem zeigten die Täter eine wachsende Brutalität, sagte der Leiter des Amtes im DDR -Innenministerium, Roland Wittig, gegenüber der Gewerkschaftszeitung 'Tribüne‘. Von einer „Verbrechensexplosion“ könne aber nicht gesprochen werden. Lediglich bei telefonischen Drohungen habe es mit 264 Fällen im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum (22) eine Steigerung um über 1.000 Prozent gegeben. Wittig wies auf die „Unerfahrenheit der DDR-Bürger gegenüber bestimmten Kriminalitätsbereichen“ hin. Bislang hätten DDR-Bürger nur wenig über Straftaten wie Taschendiebstahl und Anzeigenbetrug gewußt. Auf der Täterseite meinten viele, derzeit in einem rechtsfreien Raum zu leben. Das habe die Risikobereitschaft verstärkt. Künftig werden nach Einschätzung der Kriminalisten vor allem auch Wirtschaftsverbrechen, organisierte Kriminalität, Drogenhandel, Prostitution und Glücksspiel in der DDR Einzug halten.
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