WOCHENÜBERSICHT: LAUTSPRECHER : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Heute diskutiert man im Café Morgenrot mal wieder über Pop, gähn! Allerdings: Diesmal sind es die wackeren BetreiberInnen des Leipziger Conne Island, die sich zu den Vorfällen um die Band Mia et alii äußern. Und obschon nun kein „Hungriges Herz“ mit wildem Weh für Deutschland in der Türkei singen wird, ist es ja noch immer interessant zu betrachten, auf welche Weise, unfreiwillig oder nicht, gewisse Bands Kulturkampf für die deutsche Sache machen. Und das recht erfolgreich. Am Dienstag dann wird Raoul Zelik in der Bödikerstraße über Venezuela sprechen, die brisante Situation vor den bald stattfindenden Wahlen und über die Opposition, die in diesem Fall nicht die unterdrückte ist, sondern die tatsächlich versucht, über Taktiererei und organisierte Straßenunruhen die Regierung unter Druck zu setzen. Am Donnerstag lässt die Kritik-&-Praxis-Gruppe im Kato über die Schwarzfahrerei als, ähem, revolutionären Akt diskutieren. Verschiedene linke Gruppen versuchen, aus dem Ticket-Streit und -Streik eine politische Bewegung zu formen; auf diesem Podium wird austariert, ob und, wenn ja, wie das gehen kann. Am Samstag dann wird im großen Stil der Alexanderplatz erobert – verschiedene Bewegungsgruppen rufen zum „Aktionstag gegen Sozialabbau“. Wer sich sozialrevolutionär und den inneren Schnürstiefel drückend fühlt, sollte sich, so die Chefanarchen von der FAU, „bei den schwarz-roten Fahnen“ einreihen (10 Uhr). Um 21.30 Uhr wird dann die Humboldt-Uni zum Ort für die obligatorische Afterparty, auch sie soll „Alles für alle“ fordern, und das die ganze Nacht bei Tanz und Trance. Reggae wird geboten, Ragga und all das, was der bewegte Schnuffi, weil er die sexistischen Texte nicht versteht, sonst noch so für exotisch und links zugleich hält. Na bitte, da wird sie dann wohl kommen, die Revolte.